Uns bleibt der Weg
Nachdenklicher Bonhoeffer-Nachmittag in
der Stadtkirche
Eine besondere Veranstaltung zu Dietrich Bonhoeffer
findet am Sonntag, den 8. Oktober 2006, um 17.00 Uhr in der
Evangelischen Stadtkirche Wolfhagen statt. Die Kreiskantorei unter der
Leitung von Kirchenmusikdirektor Bernd Geiersbach wird Lieder zu Texten
von Dietrich Bonhoeffer vortragen.
“Uns bleibt der Weg” aus dem Bonhoeffer-Oratorium von
Matthias Nagel, “Christen und Heiden”, “In mir ist es finster” und “Von
guten Mächten”. Dazu wird Dekan Dr. Gernot Gerlach einführende
Erläuterungen geben und Texte Bonhoeffers lesen. Das Kammerorchester
rundet den musikalischen Rahmen ab. Als Solisten wirken an dem Abend mit
Renate Walprecht und Anne Petrossow (Sopran) sowie Dietlind Roll
(Sopranblockflöte und Querflöte).
Vor 61 Jahren wurde Dietrich Bonhoeffer in den
Morgenstunden des 9. April 1945 auf Befehl des nationalsozialistischen
Gesamtregimes Hitlers kurz vor dem Kriegsende standgerichtlich erhängt. Damit
endete sein Leben auf Erden, das vor 100 Jahren am 4. Februar 1906 in Breslau
begann. Dietrich Bonhoeffer ist in einer großbürgerlichen Familie mit vielen
Geschwistern und Verwandten aufgewachsen. Die verschiedenen
Schritte in Schule, Theologiestudium, Promotion und Vikariat ist er derart
schnell gegangen, dass er ein Auslandsstudium in New York anschloss, bevor er
als Pfarrer ordiniert werden konnte. Anschließend war er Pfarrer in einem
Berliner Arbeiterviertel und Privatdozent an der Humboldt-Universität. Später
übernahm er Verantwortung in der Bekennenden Kirche, in der deutschen Gemeinde
in London, in der Leitung des illegalen Predigerseminars Finkenwalde und im
Widerstand. Kurz vor seiner Inhaftierung im Jahre 1943 verlobte er sich. In den
letzten Wochen des verhängnisvollen Krieges wurde er ins KZ Buchenwald
verschleppt, ins KZ Flossenbürg überführt, wo er ermordet wurde.
Für Dietrich Bonhoeffer ist es als Christ wichtig
gewesen, dass er die politischen und staatlichen Entwicklungen nach der
Machtergreifung Hitlers (1933) genau beobachtet, analysiert und bearbeitet hat.
In Gesprächen mit seiner Familie und Freunden hat er die Absicht der
rassistischen Terrorpolitik wahrgenommen und verantwortliche Konsequenzen für
sein Handeln gezogen. Die kirchliche Haltung zu deutschen Bürgern jüdischen
Glaubens ist die Schlüsselfrage für Bonhoeffers Zivilcourage. Dafür steht er
mutig und konsequent ein. Er riskiert sein Leben für andere, weil er dem
Unrechtregime widerspricht und widersteht.
Worauf es bei uns ankommt, fasst er prägnant zusammen:
“beten und das Gerechte tun und auf Gottes Zeit warten”. Dieses Wort gibt die
Mitte und Richtung seines verantwortlichen Lebens an. Leidenschaftlich ist er
Jesus Christus im Mitleiden nachgefolgt, hat mit Vertrauten zusammenarbeitet und
hat deshalb Zivilcourage leidenschaftlich gelebt. Er hat sich als Christ
verantwortlich für eine gerechte und friedliche Zukunft eingesetzt und war
deshalb gewiss: “Uns bleibt der Weg.”