Brückenbauer zwischen alt und jung
Pfarrer Wilhelm Schäfer eingeführt
Wie in diesem Jahr wurde auch vor 40 Jahren die dritte Pfarrstelle
Wolfhagen-Leckringhausen neu besetzt. Pfarrer Wilhelm Schäfer trat die
Nachfolge von Pfarrer Adalbert Riebensahm an, der Landesjugendpfarrer in
Kassel geworden war.Pfarrer Wilhelm Schäfer war der 17. Pfarrer der dritten
Wolhager Pfarrstelle seit 1699. Pfarrerin Ursula Breul steht in der Liste
jetzt an Nummer 21.
Dekan Otto Wassermann, der seinerzeit die Einführung vornahm, betonte in
seiner Einführungsansprache, der Pastor habe allein den Auftrag und den
Befehl seines Herrn auszuführen, auch wenn dieser von vielen abgelehnt
würde. Die Formen in der Kirche würden sich ändern, und man müsse den Mut
haben, zu experimentieren, die Botschaft aber bliebe immer dieselbe. Der
Pfarrer sei gleichermaßen Brückenbauer zwischen alt und jung, arm und reich
und solle sich nicht von nur einer Gruppe leiten lassen.
Seine Einführungspredigt stellte Pfarrer Schäfer unter ein Wort aus dem
25. Psalm: »Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die
von Ewigkeit her gewesen sind.« Wilhelm Schäfer wies auf die Umbrüche und
Veränderungen auf allen Gebieten des Lebens hin. Auch die Kirche könne sich
dem nicht entziehen und müsse deshalb Fragen stellen. Mit der Macht der Zeit
steigen auch die Gefährdungen und Krisen. Das Maß, das uns fähig mache,
diese Krisen des Umbruchs zu bestehen, sei kein geringerer als Christus. Er
sei das Inbild des wahren Menschen. Das Wort der Erinnerung sei ein Wort der
Hoffnung für jeden.
Der Einführungsgottesdienst wurde musikalisch mitgestaltet vom
Posaunenchor unter der Leitung von Kurt Wagner (Istha) und dem Kirchenchor
unter der Leitung von Norbert Ehl.
Im Anschluss an den Gottesdienst gaben die Kirchenvorstände von Wolfhagen
und Leckringhausen im Gemeindesaal in der Burgstraße einen Empfang. Der
Kirchenvorstand wünsche sich, so betonte Rektor Erwin Schnalke, dass Pfarrer
Schäfer alten Menschen ein rechter Seelsorger sei, aber auch den rechten Weg
zu den Herzen der Jugend finden möge. Landrat Alexander von Mielecki wies
auf die enge Verbundenheit zwischen Landkreis und Kirchenkreis hin und
wünschte gute Zusammenarbeit bei Fragen der Schule, der Jugendpflege, der
Altenbetreuung und im sozialen Bereich. Landkreis und Kirche seien
gleichermaßen für die Not der Menschen da. deshalb gehe es nicht ohne Mit-
und Zusammenarbeit der beiden Institutionen.
Bürgermeister Oswald Schröder überbrachte Pfarrer Schäfer die Grüße der
städtischen Körperschaften. Er hoffe auf eine gute Zusammenarbeit. Da sowohl
Protestanten als auch Katholiken die gleichen Nöte hätten und »am gleichen
Strang ziehen würden«, sei die Zusammenarbeit zwischen den beiden Gemeinden
von Jahr zu Jahr besser geworden, meinte Pfarrer Franz Hornischer als
Vertreter der katholischen Gemeinde St. Maria. Er wünschte Pfarrer Schäfer
Gottes Segen für seinen Dienst.
Pfarrer Schäfer bedankte sich für alle guten Wünsche. Mit Blick auf die
katholische Kirche sagte er, die Frage dürfe nicht mehr heißen, wie man
aneinander vorbeigehe, sondern wie man aufeinander zugehe. Er werde gern in
der Schule unterrichten, da das Christentum heute nichts
Selbstverständliches mehr sei.
Bis 1977 war Pfarrer Wilhelm Schäfer Pfarrer in Wolfhagen. Dann wechselte
er nach Linsengericht im Kirchenkreis Gelnhausen, wo er auch noch im
Ruhestand lebte. Im Jahr 2007 ist Pfarrer Schäfer gestorben.
[Quelle: HNA 9. März 1971, Foto: G. Dreisbach]