Taufanlage und alte Knochen
Stadtkirche
aus archäologischer Sicht
Ob die Geschichte der Stadtkirche oder gar die der Stadt Wolfhagen neu
geschrieben werden muss, das konnte am Dienstagabend im Evangelischen
Gemeindezentrum nicht abschließend geklärt werden. Auch der Archäologe Dr.
Jürgen Kneipp (Züschen) wollte sich dazu nicht endgültig äußern. Aber
Geschmack hat er den zahlreichen Hobby-Archäologen, die sich zu einem ersten
Abend trafen, schon gemacht. Denn eines ist klar: Sensationelle Entdeckungen
wurden während der Renovierungsarbeiten nicht nur im Chorraum der
Stadtkirche während der Bodenarbeiten gemacht, sondern ebenso im Schiff mit
einer außergewöhnlichen »Taufanlage«.
Anschaulich berichtete Dr. Jürgen Kneipp von den Untersuchungen anhand von
elf Befunden, die er erhoben hat. Alle Befunde hat er sorgsam dokumentiert
und – soweit es möglich war – zeitlich zugeordnet. Dazu gehören auch
Knochenrest, deren Alter noch näher bestimmt werden muss. Dr. Kneipp ließ
aber auch keinen Zweifel daran, dass viel mehr Erhebungen notwendig wären.
Nehmen wir einmal die Taufanlage, die man gefunden hat. Sie könnte außerhalb
einer Kirche gestanden haben. Aber man kann an der Stelle die Grabungen
nicht einfach fortsetzen. Also wird man irgendwie anders herangehen müssen.
Aber wie? Es könnte sein, dass man über das Granfeld fündig wird. Dort soll
in früher Zeit eine richtig große Kirche gestanden haben. Hermann Ermisch,
ehemaliger Kirchenvorsteher der Gemeinde, berichtete, dass er mit Karl
Pötter einmal einen Spaziergang über dessen Felder gemacht habe. Dabei habe
er die Umrisse einer solchen Kirche entdeckt. übrigens: Die Taufanlage wird
man sichtbar machen für die Gottesdienstbesucher, kündigte Pfarrer Hans
Jürgen Basteck an dem Abend an.
überhaupt war das nach dem Vortrag von Dr. Kneipp unter der Leitung von
Dekan Dr. Gernot Gerlach eine ganz muntere Diskussion, bei der deutlich
wurde, dass viele der 80 Besucherinnen und Besucher an der
Entstehungsgeschichte der Kirche interessiert sind. Auch Dr. Bernd Adam, der
in einem nächsten Vortrag am 31. Oktober 2011, um 20 Uhr (!) zum Thema “Neue
Erkenntnisse zur Baugeschichte der Stadtkirche” sprechen wird.
Nachsatz: Ein wenig nachdenklich stimmt, dass solch ein Vortrag besser
besucht ist, als die »normalen« Sonntagsgottesdienste. Darüber
müsste man trotz hohem Interesse für die Vergangenheit einmal
nachdenken.
Hoch interessiert zeigten sich die 80 Besucherinnen und Besucher bei
Dr. Kneipps Vortrag.
Der Archäologe Dr. Jürgen Kneipp in seinem Element. Völlig freu hält
er seinen Vortrag. Er lebt mit und für die Archäologie.
Auch in den hinteren Reihen herrschte große Aufmerksamkeit.
Befund 2 der Kneippschen Untersuchungen: Ein Gefäßrand und ein
Wandstück aus dem frühen Mittelalter. Alles wird sorgsam aufbewahrt.