Kreissynode in Dörnberg

Blick in die Mehrzweckhalle in Dörnberg während der Eröffnung der
Kreissynode durch den Vorsitzenden, Rudi Möse, Wolfhagen.




Nicht nur Konzentration


auf Kerngeschäft


Anspruchsvolle Synodaltagung in Dörnberg

Zweimal im Jahr kommen die Mitglieder der Kreissynode,
Vertreterinnen und Vertreter der Kirchengemeinden, zu einer
Tagung zusammen, immer in einer anderen Gemeinde. In diesem Jahr war die
Mehrzweckhalle in Dörnberg Ort des Geschehens.

Nicht auf eigene Kraft verlassen

Prälatin Marita

Natt
(Kassel), ebenfalls Mitglied der Synode, hielt zu
Beginn eine Andacht. Sie setzte
sich mit dem Umgang von Krisen auseinander und machte
deutlich, dass der Glaube in der Krise
trage. Anhand des Liedes „Ich weiß, mein Gott, dass all mein
Tun
“ betonte sie, dass es im Leben wichtig ist, sich nicht
auf seine eigene Kraft zu verlassen. Man müsse
eine Beziehung zu Gott entwickeln. Kirchen seien wunderbare
Räume, in denen man Gott begegnen könne. Sie seien
Rastplätze der Stille. Den Mitgliedern der Kreissynode dankte sie für das
Einbringen ihrer Gaben.

Rudi Möse, der Vorsitzende der
Synode, begrüßte danach die Teilnehmer, besonders
Bürgermeister Thomas Raue
(Habichtswald) und den Referenten des Tages, Professor Dr. Tom
Kleffmann von der Universität Kassel. Als neue Synodale begrüßte er Pfarrerin
Katharina Ufholz und Kirchenrat Günther Dreisbach
(beide Wolfhagen).

Christlicher
Glaube = Klammer

Bürgerm

eister T
homas Raue ging auf den
Brückenschlag zwischen Kirchengemeinde und
politischer Gemeinde ein. In diesen Parallelwelten
könne man voneinander lernen. Wenn sich die Synode mit der Glaubenskrise beschäftige, könne er sagen,
dass auch das Bürgermeisteramt ein Amt sei, in dem man oft Krisen bewältigen müsse.
Der christliche Glaube bilde in dieser Situation
eine große Klammer. Man müsse Optimismus haben, um
aus der Krise herauszukommen. In der Krise dürfe man den Kopf nicht
unter dem Arm tragen. Sich in eine Opferrolle zu
begeben, sei kein guter Ratgeber. Vielmehr müsse man Verantwortung für sich und sein Handeln übernehmen. In Habichtswald habe man sich
in einer schwierigen Situation das
Motto gegeben: Entwicklung ist
nötig und möglich. Man wolle eine
attraktive Gemeinde sein und dafür gute
Rahmenbedingungen schaffen. Auch
Habichtswald könne das Rad der Demographie nicht aufhalten. Man stelle sich den
Herausforderungen der Zeit aber mit Optimismus und
Schaffenskraft.

Was uns in der Krise trägt – der
Glaube

Professor Kleffmann

„Was uns in der Krise trägt –
unser Glaube“ war das Schwerpunktthema des
Tages. Professor
Dr. Tom Kle
ffmann machte deutlich, dass
die Kirche allzuoft der Logik eines
Wirtschaftsunternehmens unterworfen
werde. Die theologische Dimension der Krise werde
ausgeklammert. Die Krise der Kirche in Europa sein
im Kern eine Krise des Glaubens selbst und seiner
Predigt. Der christliche Glaube mit seinen
traditionellen Sprachformen erscheine nicht mehr
allgemein relevant. Die Krise des Glaubens
entspreche einer Krise der Theologie. Entweder die
Predigt sei nicht allgemein verständlich, wenn sie
die Sprache der biblischen Tradition spricht. Oder aber die Predigt sei trotz aller Kunstfertigkeit
belanglos, weil sie mit der Sprache der biblischen Tradition auch das
Evangelium selbst aufgebe. Es mangele immer noch
an einer sprachprägend
verbindlichen übertragung des Evangeliums in der
Gegenwart. Die evangelische Kirche
könne nur Volkskirche sein und
bleiben, wenn sie die Krise auch
als Relevanzkrise verstehe und überwinde. Die
Kirche dürfe sich nicht nur auf die Verwaltung des
vermeintlichen Kerngeschäftes konzentrieren. Die
Relevanzkrise sei nicht durch einen Rückzug hinter
Kirchenmauern zu bearbeiten. Wichtig sei ein
entschiedener Schwerpunkt im Bereich kirchlicher
Bildung. Das Mangeln an einer
sprachprägenden übertragung des Evangeliums in die
Gegenwart sei darin
begründet, dass der naturwissenschaftlich technische Verstand die
Sprache der Gegenwart bestimme.
Nach Gott zu fragen, setze Vernunft voraus.
Vernünftig sei, dass der Mensch nach einer Wahrheit und einem Sinn jenseits der Funktionalität des Verstandes
frage. Im Anschluss hatten die Mitglieder der
Synode Gelegenheit zu Rückfragen.

Davon machten die Synodalen auch Gebrauch.

Kirchenkreisvorstand

Der Kirchenkreisvorstand (von links:) Pfarrer Günter Schramm (Ehlen),
Prädikantin Christine Henkelmann (Ehringen), Landessynodaler und Vorsitzender
der Kreissynode Rudolf Möse (Wolfhagen), Dekan Dr. Gernot
Gerlach (Wolfhagen) und Bürgermeister a. D. Eckhard Bräutigam(Bad Emstal).

Rückfragen waren möglich

Mit der „Perspektive für unsere
Kirche“ beschäftigten sich die Synodalen nach
einer Pause, bei der die Kirchengemeinde Dörnberg
wunderschön für Essen und
Trinken gesorgt hatte. Dekan Dr. Gerlach schilderte dabei den Weg
des Kirchenkreises Wolfhagen zum Reformprozess 2020. Staatssekretär a. D. Alfred Hartenbach, Mitglied der Landessynode, berichtete über die Arbeit des Zukunftsausschusses der Landessynode und dessen Vorschläge
zur Neuordnung der kirchlichen Arbeit mit
möglichen Einsparungen bis 2026. Auch im Anschluss
an diese Beiträge machten die
Mitglieder der Synode davon Gebrauch, Rückfragen zu
stellen. Dabei machte Pfarrer Stefan Kratzke
(Balhorn) auch den Vorschlag, zu
Gunsten des Erhalts von Gemeindepfarrstellen über
eine Kürzung der Pfarrbesoldung nachzudenken.

Bischof und
Papstrücktritt

„Gegen Ausgrenzung – für
Teilhabe“ war schließlich das
Thema einer Präsentation von Kreisjugendwart
Thorsten Fiege. Dabei wurden
Erfahrungen mit dem diakonischen Projekt der Evangelischen Kindertagesstätten im Kirchenkreis von Diakoniepfarrer Hans Martin Wirth vorgestellt. Marcus Drescher
vom Diakonischen Werk stellte das
Mach-Mit-Projekt der Wolfhager Tafel vor.

Dann gab es noch drei Fragen des
Synodalen Pudewell
(Viesebeck)
u. a. zur Berufung
des Bischofs auf Lebenszeit und zu äußerungen von
Dekan Dr. Gerlach zum Papstrücktritt. Und dann hatte die Synode sogar einen
Beschluss zu fassen: Für die
Jahresrechnung für das Jahr 2011 war dem
Kirchenkreisvorstand Entlastung zu
erteilen, was die Synode auch auf Vorschlag des
Vorsitzenden des Finanzausschusses, Frank Ritter,
tat. Aber dieser Tagesordnungspunkt war nach einer
Minute erledigt.

Rudi Möse, der
souverän und mit Humor die Sitzung leitete, dankte
der gastgebenden Gemeinde, lud zur
nächsten Synodaltagung für den 27. September nach
Bad Emstal-Sand ein und schloss die Tagung.