Unten vor dem Schützeberg
Schlechtes Wetter aber gute Stimmung
beim ökumenischen
Schützebergfest
Pfingstsonntag in Wolfhagen. Hier und da wird am Nachmittag
telefoniert. Wenn das Wetter morgen so ist wie heute – aber die Prognosen sind
nicht so. Aber immer noch hoffen die Verantwortlichen der Kirchengemeinde und
des Heimat- und Geschichtsvereins. Die besonders. Denn die haben den Schützeberg
gewissermaßen zu ihrem Berg erklärt. Und die freuen sich, dass die Kirchen des
Wolfhager Landes das wertschätzen und dann und wann einen Gottesdienst auf
historischem Boden feiern. Aber wie erwähnt: Am Pfingstsonntag bleibt nur
Hoffnung trotz der Prognosen.
Schöner wär’s schon oben
Pfingstmontag in Wolfhagen. Frühaufsteher bemerken: Es regnet. Und es
hört auch nicht auf zu regnen, jedenfalls nicht so bald. Ob das was wird mit dem
Gottesdienst hoch oben auf dem Berg? Die Skepsis überwiegt. Bei fast allen. Man
hat ein Ausweichquartier. Unten in der Oleimühle. Aber schöner wär’s schon
hoch oben auf dem Berg mit Blick auf das Wolfhager Land.
10 Uhr. Pünktlich treffen sich alle, die an der Entscheidung
beteiligt sein wollen, an der Oleimühle. Und entscheiden, was zu dem Zeitpunkt
unvermeidlich ist: Der Gottesdienst ist nicht oben, sondern unten. Es ist zu
kalt und es ist zu nass oben. 11 Grad waren es an der Rosen-Apotheke, vermeldet
Herr Röhling. Plus natürlich. Leise Zweifel kommen auf. Ob das Wetter nicht doch
… Gut, dann wird eben der Container mit den Bänken nach oben gefahren. Für
alle Fälle. – In jedem Fall wird unten aufgebaut für den Gottesdienst. Es
scheint eng zu werden.
Ein Frauenbild stört
Zwischen 10 Uhr und 12 Uhr: Gewusel an allen Ecken. Tische und Bänke
werden gerückt, Kaffeebecher, Kuchenpappen und Blumentöpfe für die Tische werden
präpariert, ein Frauenbild im späteren Gottesdienstraum stört (manche) und wird
abgehangen. Wann wird der Altar aufgebaut? Erst nach 12 Uhr, wenn entschieden
ist, wo gefeiert wird! Jeder hat seine Aufgabe. Und manchmal kümmern sich alle
um alles. ökumene.
12 Uhr. Der Dekan und der Vorsitzende des Heimat- und
Geschichtsvereins haben entschieden: Wir bleiben unten. Es ist zu kalt! Und es
ist zu nass! Und unten ist alles vorbereitet! Der Altar kann aufgebaut werden.
Katholischer Blumenschmuck und katholische Kerzen. Das evangelische
Messingkreuz, das später noch einmal ausgetauscht wird gegen das Holzkreuz, die
evangelische Bibel – Maßarbeit für den Küsterdienst. Und dann Warten.
Aus allen Richtungen
13:30 Uhr. Langsam treffen die Besucher ein. Vorbeifahrende fragen:
Sind wir oben oder unten? Die meisten sind darauf eingestellt, nach oben zu
gehen. Aus allen Richtungen kommen sie, aus 17 Orten: Altenhasungen, Altenstädt,
Balhorn, Bründersen, Ehringen, Elmarshausen, Istha, Leckringhausen, Naumburg,
Nothfelden, Philippinenburg, Philippinenthal, Oelshausen, Viesebeck,
Wenigenhasungen, Wolfhagen und Zierenberg. Das Zelt füllt sich. Die
Posaunenbläser aus Altenhasungen, Balhorn, Ehringen, Istha und Wolfhagen –
geleitet von Bernd Geiersbach – stimmen schon einmal darauf ein, was die
Gottesdienstbesucher erwartet. Und Pfarrer Wolfgang Hanske übt mit der Gemeinde
schon einmal zwei Lieder, die im Gottesdienst mit der Gitarre begleitet werden
sollen.
13:45 Uhr: Das Liturgische Personal sammelt sich mit Franz von
Assisi, Elisabeth von Thüringen und Heimerad von Meßkirch auf dem Parkplatz, um
den Gottesdienst noch einmal zu besprechen und sich mit Gebet vorzubereiten. Und
dann sind alle irgendwie im Gottesdienstraum, kein feierlicher Einzug wie sonst,
wenn acht Pfarrer und drei Lektoren beteiligt sind. Und weil so viele Besucher
gekommen sind, sind die Plätze für die Liturgen gleich mit besetzt worden.
Irgendwie sitzen sie jetzt dazwischen. Es wird schon gut gehen.
Geläut aus Altenhasungen
14 Uhr: Hermann Neumeyers großer Augenblick ist gekommen. Das Geläut
der aus Altenhasungen kommenden Schützeberg-Glocke wird eingespielt. Für manche
ist das ein erhebender Moment. Dann spielt der Posaunenchor, die Gemeinde bittet
um den Heiligen Geist und Pfarrerin Marita Fehr begrüßt die Gäste aus nah und
fern. Und dankt schon einmal dem Heimat- und Geschichtsverein für alle
Vorbereitungen. Pfarrer Hans Jürgen Basteck führt in die Liturgie ein und
Pfarrer Kai-Michael Scheiding liest mit Herrn Degenhardt (von der SELK) und
Silvia Treschhaus (von St. Maria) die Pfingstgeschichte. Darauf antwortet die
Gemeinde mit einem „Halleluja“ und einem „Preist den Herrn“.
Und das gleich international: Polnisch, Estnisch und Englisch. Feierlich
wird’s dann, als unter Anleitung von Pfarrer Wolfgang Hanske die Gemeinde
das Nizänische Glaubensbekenntnis betet. Da wird spürbar erlebbar, was Christen
eint. Dann kommt der Predigtteil. Mehr ein Predigtgespräch. Erst befragt Dekan
Dr. Gernot Gerlach Pfarrer Marek Prus, dann befragt Jugendmitarbeiterin Roswitha
Pergande-Reßler Franz von Assisi, Elisabeth von Thüringen und Heimerad von
Meßkirch. Schade ist nur, dass außerhalb des Zeltes nur wenig zu verstehen ist.
Bei den Fürbitten agiert wieder das bewährte „Scheiding-Team“, diesmal
mit Marta Degenhardt (von der SELK) und danach gibt es einen pfingstlichen Gruß,
eingeleitet von Pfarrerin Katharina Ufholz. Für alle anwesenden Gemeinden (siehe
oben) gibt es eine Taube als pfingstliches Zeichen. Die drei historischen
Personen überreichen die. Pfarrerin Birgit Basteck gibt noch ein paar
Erläuterungen zum weiteren Verlauf des Tages. Den Segen spenden Pfarrerin Marita
Fehr und Pfarrer Marek Prus gemeinsam. Dann ergreift Hermann Neumeyer das Wort
und erläutert die Schwierigkeiten mit der Technik, und Richard Mangold,
Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins unterstreicht die große Bedeutung
des Schützebergfestes und den ökumenischen Gedanken, dem sich der Verein
verschrieben habe. Inzwischen ist es 15:25 Uhr. So ganz hat man die Mahnung von
Franz von Assisi aus dem Vorbereitungskreis nicht befolgen können: Der
Gottesdienst darf nicht länger als eine Stunde dauern. Draußen am
Bratwurststand, dessen Duft schon die gute Gottesdienststube erreichte, sind
ohnehin schon die ersten Flaschen Bier geöffnet.
Hüpfburg und Asylbewerber
15:30 Uhr: Umbau. Jetzt müssen alle raus aus dem Zelt. Und viele
fleißige Hände stellen Tische auf, rücken Bänke zurecht, bereiten Kaffee und
Kuchen vor. Und dann wirds richtig gemütlich. überall wird sich unterhalten. Der
Kaffee tut gut. Und der Kuchen schmeckt auch. Bratwurst und Bier verkaufen sich
eher schleppend. Heimerad von Meßkirch ist inzwischen im 21. Jahrhundert
angekommen und hat eine Hüpfburg aufgebaut. Und die wird reichlich genutzt von
den Kleinen aus nah und fern. Und schön: Auch von den Kleinen aus der
Pommernanlage. Irgendwie prima zu sehen, wie sich die Kinder der Asylbewerber
mit den Kindern aus Wolfhagen spielerisch verstehen. Das war überhaupt gut, dass
Ines und Heinz Riedel dafür gesorgt hatten, dass den Bewohnern der Pommernanlage
die Möglichkeit gegeben wurde, an der Veranstaltung teilzunehmen.
17:00 Uhr: Langsam gehen die ersten. Und bevor alle gehen, gibt’s
noch einen zweiten Segen. Zunächst dankt aber Pfarrerin Katharina Ufholz allen
am Fest Beteiligten: dem Heimat- und Geschichtsverein, dem
Gemeindefestausschuss, dem Fußball-Sport-Verein und der Feuerwehr, der Stadt
Wolfhagen und den Posaunenbläsern.
Vom Dekan eine Kiste Bier
17:30 Uhr: Der Abbau beginnt. Und wieder sind viele Hände dabei.
Helga Kepper, die gute Seele der ganzen Veranstaltung, schaut irgendwie
zufrieden. Alles braucht dann wieder seine Zeit. Und weil noch Zeit war, auf den
Container zu warten, spendiert der Dekan noch eine Kiste Bier und dann wird
philosophiert. Dreimal Schützeberg-Fest, das ist eine Tradition. Und diese
Tradition muss aufrecht erhalten werden.
2000 – 2006 – 2013: Die mathematische Folge wäre jetzt 2021. Aber das
ist viel zu lange. Man sollte sich auf einen kürzeren Rythmus verständigen. Und
wer weiß, wie in 2021 das Wetter am Pfingstmontag ist?
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