Angeregt wurde diskutiert und aufmerksam zugehört – den ganzen
Vormittag lang.
Interessante Diskussionen
Fachtagung mit vier Vorträgen fortgesetzt
Mit hochinteressanten Vorträgen wurde am Samstagvormittag die
Fachtagung zur Archäologie in der Wolfhager Stadtkiche fortgesetzt. Es herrschte
gespannte Aufmerksamkeit in der Kirche, als Fachleute aus Rom, Bad Zurzach,
Bischoffen und Frankfurt ihr Wissen einer breiten öffentlichkeit vorstellten. 85
Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten die Vorträge.
Zunächst ging Pröpstin Katrin Wienold-Hocke (Kassel) in ihrer
Taufkirche auf die theologische Bedeutung ein. Es war gut, dass die Dramaturgie
des Tages zu Beginn ein Morgengebet gesetzt hatte. Das machte auch für die
nachfolgenden Vorträge deutlich, dass es bei der Taufanlage, die an dem
Vormittag im Gespäch war, um nichts Abstraktes geht, sondern um etwas, was in
die Mitte der Gemeinde gehört.
Petrus Lombardus
Danach ging es „Schlag auf Schlag“. Prof. Dr. Lothar Vogel
war aus Rom angereist, um historisch deutlich zu machen, welche theologische und
liturgische Entwicklung die Taufe und die Handhabung der Taufe genommen hat. Die
ausgegrabene Taufanlage im südlichen Seitenschiff bezeichnete er als jenen Ort,
an dem die Bewohner Wolfhagens vor der Fertigstellung des Kichenbaus getauft
worden seien. Er setzte sich auch mit der Taufpraxis auseinander, wie sie sich
seit Petrus Lombardus gestaltet habe. Zu einem „Volk von Getauften“ zu
gehören, habe etwas Bergendes und Tröstliches; auf der anderen Seite habe die
Taufe jedoch eine im disziplinierenden Sinne verbindliche Seite: sie erlegte die
lebenslange Observanz gesellschaftliche und religiöser Normen auf, deren
Missachtung schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen konnte.
Professor Hans Rudolf Sennhauser aus Bad Zurzach in der Schweiz
machte anhand einer anschaulichen Präsentation deutlich, welch bedeutende
Taufanlagen es in der Schweiz seit dem Mittelalter gibt. Taufhäuser und
Taufbecken aus dem 5. / 6. Jahrhundert stellte er zunächst vor. Es handelt sich
hierbei um in den südlichen Teilen der Schweiz selbständige kleine
Zentralbauten. Die Taufbecken, anfänglich für die Immerisionstaufe eingerichtet, sind mehrheitlich in den
Boden eingesenkt, oktogonal, rund oder viereckig ausgebildet und gelegentlich
inwendig mit Stufen versehen; einige waren mit Ziborien
überdeckt. Danach stellte er Veränderungen aus dem 6. / 7. Jahrhundert vor,
die zum guten Teil aber noch der Deutung harren. Danach kam er auf die
hochmittelalterlichen Taufanlagen zu sprechen, und zwar in solchen Kirchen, die
mit den Wolfhager Befunden vergleichbar sind. Dekan Dr. Gernot Gerlach lobte in
der anschließenden Diskussionsrunde die sorgfältige Untersuchung der
Fragestellung in der Schweiz.
Manchmal schleppend
Nach dem Grußwort von Bischof Dr. Martin Hein setzte sich Norbert
Gebauer M. A. aus Bischoffen mit den frühmittelalterlichen Taufanlagen in
Halberstadt auseinander, Dr. Thorsten Sonnemann von der Goethe-Universität
Frankfiurt mit frühmittelalterlichen Funden im fränkisch-sächsisch-hessischen
Grenzgebiet. An alle Vorträge setzte sich eine manchmal schleppende, oft genug
aber anregende und interessante Diskussion in Gang, bei der sich oft auch die
Referenten zu Wort meldeten. Man darf auf die Diskussionsrunde zum Abschluss des
Tages gespannt sein.