Das Foto entstand im Frühjahr 1978 und zeigt von links Dekan Otto
Wassermann, Pfarrer Johannes Dalmer (seinerzeit Elbenberg) und Pfarrer Ludwig
Hammer (seinerzeit Oberheldrungen) beim Treffen von Pfarrern aus Ost und West in
Berlin.
Tiefe Frömmigkeit
und Volksnähe
Erinnerung an Dekan Otto Wassermann
Am 15. Juli 1913 wurde in Frankfurt am Main Otto Wassermann geboren.
Der frühere Dekan des Kirchenkreises Wolfhagen und Pfarrer der 1. Pfarrstelle
Wolfhagen würde heute 100 Jahre alt. Im Jahr 2001 ist er im Alter von 87 Jahren
in Kassel gestorben. Wir erinnern an den beliebten Pfarrer und
Seelsorger.
Stationen: Binsförth – Heringen – Wolfhagen
Die Biografie von Otto Wassermann ist schnell erzählt. Am 15. Juli
1913 wird er in Frankfurt am Main als Sohn des Geometers Hermann Wassermann und
dessen Frau Dorothea geb. Münster geboren. Von 1923 bis 1932 besucht er die
Schule und das Gymnasium in Bad Hersfeld, studiert anschließend bis 1936 in
Marburg, Göttingen und Berlin Theologie und ist von 1937 bis 1939 in Bebra und
Großalmerode Lehrvikar. Am 27. Oktober 1939 wird er zum Pfarrer ordiniert. Von
Oktober 1939 bis Dezember 1939 ist er außerordentlicher Pfarrer in Heiligenrode
und wird danach zum Kriegsdienst eingezogen. 1944 bis 1950 ist Otto Wassermann
Pfarrer in Binsförth im heutigen Schwalm-Eder-Kreis und anschließend bis 1964 in
Heringen an der Werra. 1964 wird er zum Dekan des Kirchenkreises Wolfhagen
berufen und ist gleichzeitig Inhaber der 1. Pfarrstelle Wolfhagen. Zum 1. August
1978 tritt Otto Wassermann in den Ruhestand. – Am 1. März 1941 heiratet Otto
Wassermann in Bebra Margaretha Francke, die einen Tag nach ihm, am 16. Juli
1913, geboren war. Dem Ehepaar Wassermann werden drei Kinder geschenkt:
Anneliese (*1942), Brigitte (*1947) und Ruth (*1951).
Starke getröstete Hoffnung in den Predigten
Dekan Otto Wassermann war ein volksnaher und beliebter Pfarrer und
Seelsorger. Seine Predigten waren, wie der Zahnarzt Osenbrügge (früher
Mittelstraße) einmal treffsicher beim Ziehen eines Backenzahnes von Pfarrer Dr.
Möller (seinerzeit Pfarrer der 2. Pfarrstelle Wolfhagen) feststellte, stets
dreiteilig aufgebaut und sehr einprägsam. Der Zahnarzt Osenbrügge jedenfalls
konnte sie im Laufe der Woche immer noch wiedergeben. Das ging vielen Zuhörern
so. Der Autor des Berichtes gehört auch dazu. Seine Predigten waren kurz und
prägnant, wie der damalige Pfarrer Werner Heidelbach gelegentlich des 80.
Geburtstags von Otto Wassermann feststellte. Immer habe er gefunden: Damit kann
ich etwas anfangen, das ist praktische Lebenshilfe. Der frühere Pfarrer von
Breuna, Peter Hertzberg, hat im Hinblick auf Wassermanns Predigten einmal
festgestellt: »Knapp, kurze Sätze, sofort zur Sache kommend, bildhaft, sehr
ernst, aber mit einer starken, getrösteten Hoffnung – und kurz! Mein Vater, der
im Predigerseminar auch sein Lehrer im Predigen war, hätte seine Predigt sofort
in Kategorie I eingereiht: sehr gut, weil gut und kurz. (Die anderen Kategorien
hießen bekanntlich II: kurz und schlecht, dann erst III: gut und lang und IV:
lang und schlecht.)«
… dass Sie uns ernst nehmen
»Haben wir es doch erlebt, dass es möglich ist, Amt und Herz zu
verbinden, so dass ein Mensch in leitenden Funktionen der Kirche menschlich
bleiben kann. Mit Ihnen trat gewiss ein Typus Vorgesetzter ab, den es heute so
nicht mehr geben kann: Respekt und Kameradschaft verbindend – in Distanz und
Nähe, wie man heute sagt.« So äußerte sich anlässlich des 80. Geburtstags von
Dekan Wassermann im Jahr 1993 der frühere Kreisjugenddiakon und spätere Pfarrer
von Wettesingen, Eckart Gebauer. Durch den Dienst von Dekan Wassermann sei die
Arbeit im Kirchenkreis zu einem »Wir« geworden.
Besonders hat sich Dekan Wassermann während seiner Dienstzeit
eingesetzt für die Patenschaft zwischen Gemeinden in der DDR und im Kirchenkreis
Wolfhagen. Pfarrer Dieter Hirsch (ehemals Pfarrer von Heldrungen an der Unstrut)
erinnert an die Begegnungen in Ost-Berlin: »Sie haben uns Geschwister aus dem
Osten immer spüren lassen, dass sie uns ernst nehmen. Ich hatte bei Ihnen immer
den Eindruck, dass das Wort des Apostels Paulus, dass einer des anderen Last
tragen soll, eines der zentralen Programme Ihres Lebens war. Wir haben als
Patenpfarrer und deren Familien viel von Ihnen gelernt, auch aus dem reichen
Schatz Ihrer Erfahrungen.« Pfarrer Hirsch erinnert auch an die Gabe von Otto
Wassermann, Geschichten zu erzählen. Aber auch die lustigen Geschichten hätten
immer Tiefgang gehabt und seien geprägt gewesen von der tiefen Frömmigkeit, der
er an ihm immer bewundert habe.
Dekan Wassermann hat sich in seiner Dienstzeit in Wolfhagen vor allem
aber auch im diakonischen Bereich engagiert. Der Aufbau und Ausbau der Stiftung
Altersheim, dessen Vorsitzender er über lange Jahre war, trägt heute noch die
Handschrift von Otto Wassermann.
Predigten und Zitate aus Ansprachen, Presseberichte und Fotos von
Otto Wassermann können Sie hier
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