Die
Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede,

Langmut, Freundlichkeit,

Güte, Treue, Sanftmut

und Selbstbeherrschung.
Galater 5,22-23

Mit dem Monatsspruch für Juni grüße ich Sie zum Sommeranfang! Der Brief an
die Galater richtet sich nicht an eine einzelne Gemeinde, sondern wurde als
Rundbrief für mehrere Gemeinden in Galatien verfasst.



Tugendkatalog

Was wollte Paulus mit diesem Brief den Gemeinden sagen? Paulus erklärt die
Einzelheiten seines Glaubens, um den Gemeinden ein Beispiel für gutes
christliches Leben zu eröffnen. Mit diesen zwei Versen beschreibt Paulus die
Früchte des Geistes im Unterschied zu denen des Fleisches. So ein Text wird
gern auch als Tugendkatalog bezeichnet. Hier geht es um die Tugenden, die
der Heilige Geist hervorbringt.

Wie können wir den Heiligen Geist erfahren? Denken wir an die
verzweifelten, ängstlichen, zurückgezogenen Jünger nach der Kreuzigung Jesu.
Sie meinten, es sei alles aus und vorbei. Alle Erfahrungen, die sie mit
Jesus gemacht hatten, alle Vorbereitungen Jesu auf die Zeit nach seinem
Sterben waren ihnen verloren gegangen. Dann ist ihnen Jesus als der
Auferstandene begegnet, hat ihnen zugesagt: “Ihr werdet die Kraft des
Heiligen Geistes em-pfangen, der auf euch kommen wird und werdet meine
Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis an
das Ende der Erde!” Also bis zu uns.


Verkündiger der frohen Botschaft

Das alles geschah an Pfingsten, am Geburtstag unserer Kirche. Der Heilige
Geist kommt als Brausen vom Himmel, wie ein gewaltiger Wind und erfüllt die
Herzen der Versammelten. Die verängstigten, zurückgezogenen Jünger werden zu
Verkündigern der frohen Botschaft. Gottes Heiliger Geist hat sie verändert.

Gottes Geist will auch uns verändern. Auch wir sollen Früchte des Glaubens
durch Gottes Geist bringen. Die Früchte des Heiligen Geistes sind unser Ziel
und unser Weg, und ich glaube, die Reihenfolge, in der sie hier genannt
sind, ist wichtig.


Ich bin von Gott geliebt

Da ist zuerst die Liebe. In der Bibel steht: “Du sollst Gott, deinen Herrn,
lieben und deinen Nächsten wie dich selbst!” Dreierlei ist also die Frucht
des Geistes: Liebe zu Gott, Liebe zu meinem Nächsten und Liebe zu mir
selbst. Nur alle drei Bereiche zusammen sind die volle Liebe. Liebe ich nur
Gott und vernachlässige meinen Nächsten und mich selbst, ist dies nicht die
Liebe, die Gott will. Ja selbst wenn ich Gott und meinen Nächsten liebe und
mich klein mache, benachteilige, ist dies nicht nach Gottes Willen. Mich
über die Liebe zu Gott und den Nächsten selbst vergessen, ist nicht in
Ordnung. Denn ich bin genauso von Gott geschaffen und geliebt. Nur die Liebe
zu Gott, zu meinem Nächsten und zu mir selbst geben die ganze, die volle
Liebe, wie sie als Frucht des Heiligen Geistes zu sehen ist.

Es folgt die Frucht der Freude. Gott schenkt uns die Freude. Er hat uns
geschaffen wie wir sind. Wir sollen, wir dürfen Freude in unserem Leben
haben, Dinge tun, die uns Spaß bereiten, allein, miteinander und mit Gott.
Wir dürfen uns freuen an der Schönheit der Natur, gerade jetzt in der
Sommerzeit.

Es folgt der Friede. Wichtig ist der innere Friede, den Gott uns schenken
will. Er gibt Sicherheit für unser Leben, für unsere Gemeinschaft. Frieden
und die damit verbundene Sicherheit, keine Angst haben zu müssen um unser
Leben und das unserer Familien und Freunde, unserer Gemeinde.

Dass wir hier und heute noch im äußeren Frieden leben dürfen, ist die
Frucht des Heiligen Geistes. Danken wir Gott für den Frieden! Bitten wir
Gott für den Frieden für die Menschen, die Terror, Gewalt und Krieg
ausgesetzt sind

Aus diesen drei Früchten Liebe, Freude und Frieden folgen Langmut, Geduld
und Ruhe. Sie lassen uns friedfertig im Umgang miteinander leben.

Die nächsten Früchte sind Freundlichkeit und Güte genannt als Aufgaben für
unser tägliches Leben. Ein freundliches Wort, ein Lächeln, ein fröhliches
Zupacken machen den Tag für uns und unseren Nächsten freundlicher.

Nun folgt die Treue, die Treue zu Gott, zu unseren Mitmenschen, zu unseren
Freunden. Dazu gehört auch die Treue und das feste Einstehen zu dem, was wir
glauben und wissen. Wo ich Unrecht finde und erkenne, bin ich selbst und
meinen überzeugungen nur treu, wenn ich reagiere und nicht zuerst überlege,
ob mir meine Worte und Taten schaden könnten.

über die beiden letzten Früchte, Sanftmut und Selbstbeherrschung, möge sich
jeder seine eigenen Gedanken machen. Bitten wir Gott, dass er möge uns diese
Gaben des Heiligen Geistes schenken. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete
Sommerzeit.

Erika von der Fechte

Erika von der Fechte (*1939) war von 1985 bis 2000
Pfarrerin
der 3. Pfarrstelle Wolfhagen-Leckringhausen.
Sie lebt im
Ruhestand in Wolfhagen.