Auf den Wechsel
zugehen
Birgit Basteck über Seelsorge
in Bründersen
und im Altersheim
Wir setzen unsere Serie fort mit BIRGIT BASTECK. Sie ist seit 2004
Pfarrerin im Altersheim in der Karlstraße und in Bründersen.
Wie sieht Ihr Arbeitstag im Altersheim aus?
Einen typischen Arbeitstag gibt es im Altersheim gar nicht. Ich bin
zwar regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche vormittags dort, aber jeder
Vormittag ist anders. Ich begrüße neue Bewohnerinnen und Bewohner,
gratuliere den Senioren und Seniorinnen zum Geburtstag, führe viele
Gespräche “zwischen Tür und Angel” oder auf dem Flur, und begleite
natürlich die Kranken und die Sterbenden. Und auch die Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen brauchen Halt und Zuspruch in ihrem Dienst. Darüber
hinaus gibt es manches, das mit der Verwaltung, der Haus- und
Pflegedienstleitung und auch mit den Betreuungskräften organisiert und
abgesprochen werden muss. Der Hauptteil meiner Arbeit im Altersheim und
im Betreuten Wohnen ist kommunikativer Art. An meinem Schreibtisch im
Büro sitze ich kaum.
Bei den Gottesdiensten im Altersheim könnte man den Eindruck gewinnen,
dass viele, die vor Ihnen sitzen, nicht mehr viel mitbekommen. Ist der
Eindruck richtig? Und: Wie gehen Sie damit um?
Natürlich sind viele der Gottesdienstbesucher und
Gottesdienstbesucherinnen nicht mehr voll orientiert. Aber das ist für
mich nicht schlimm. Es gibt ja auch immer wieder viele
überraschungen: denn auch Bewohner und Bewohnerinnen, denen man das
nicht gleich zutrauen würde, singen manche Lieder auswendig mit und
beten das Vaterunser gemeinsam mit allen anderen. Ich
versuche immer wieder aufs Neue, ganz unterschiedliche Personen in den
Gottesdiensten anzusprechen. Denn die eigentliche Schwierigkeit ist,
dass neben orientierten und nicht mehr orientierten Bewohnerinnen und
Bewohnern auch Konfirmanden und Konfirmandinnen und Angehörige die
Gottesdienste besuchen. Ihnen allen gleichermaßen gerecht zu werden, ist
oft die Quadratur des Kreises. Da muss man sich von Mal zu Mal anders
entscheiden, um die verschiedenen Zielgruppen ansprechen und erreichen
zu können.
Gibt es eigentlich einen regelmäßigen Austausch zwischen den
Pfarrerinnen und Pfarrern, die für die Altenheimseelsorge zuständig
sind?
Es gibt eine Konferenz für die Altenheim- und Klinikseelsorger und
-seelsorgerinnen in unserer Landeskirche, die sich jährlich für drei
Tage zur Fortbildung und zum gemeinsamen Austausch trifft. Das ist immer
eine sehr bereichernde Zeit. Darüber hinaus gibt
es Regionalgruppen auf Sprengelebene. Hier trifft man
sich einmal im Jahr und besucht sich gegenseitig in den Einrichtungen.
Und es gibt einen jährlichen Studientag der Altenheimseelsorger und der
Altenheimseelsorgerinnen, der immer ganz praktische Anregungen für die
eigene Arbeit vor Ort gibt. Diese Begegnungen mit meinen Kollegen und
Kolleginnen sind wichtige Auszeiten für mich. Ich nehme sie gerne wahr.
Pfarrerin Birgit Basteck mit dem Kirchenvorstand Bründersen.
Die Gemeinde Bründersen wird über kurz oder lang aus dem Kirchspiel
Wolfhagen ausgegliedert. Das sind ja die Planungen, über die offen
diskutiert wird. Wird in Bründersen darüber offen diskutiert?
Ja, selbstverständlich! Schon lange ist es kein Geheimnis mehr, wohin
die Reise geht. Im Kirchenvorstand Bründersen versuchen wir, die
Gemeinde auf den Wechsel vorzubereiten. Wir haben ja bereits mit
Kooperationsprojekten wie etwa BONWAI begonnen. An dieser Aktion nehmen
wir in diesem Jahr bereits zum dritten Mal teil. Gemeinsam mit den
Gemeinden des Kirchspiels Altenhasungen und dem Gesamtverband
Istha-Oelshausen führen wir eine gegenseitige Besuchs- und
Kennenlernaktion durch. Man lernt die Kirchen und Gemeinden kennen mit
den Menschen, die dazu gehören. Das ist immer eine schöne Aktion, die
die unterschiedlichen Gruppen zusammenführt. Ab dem kommenden Jahr
werden wir auch in Sachen Kirchspielgottesdienste enger
zusammenarbeiten. Ich hoffe, dass es durch diese Projekte
selbstverständlicher wird, auf den Wechsel zuzugehen.
Frau Pfarrerin Basteck, wie danken Ihnen für dieses Gespräch und
wünschen Ihnen weiterhin eine schöne Sommerzeit.
Das Gespräch mit Pfarrerin Basteck für die Homepage-Redaktion führte
Günther Dreisbach. Weitere Interviews sind geplant.