Pfarrer Gerd Bechtel

Singt dem Herrn,

alle Länder der Erde!

Verkündet sein Heil

von Tag zu Tag!”


(1. Chr. 16,23)


Lebendig und kreativ

Das Musizieren und insbesondere das Singen haben im
kirchengemeindlichen Leben in Wolfhagen einen hohen Stellenwert.
Sangesfreudige aus allen Altersgruppen kommen regelmäßig zur Probe ihres
Chores zusammen und bleiben in der Vorbereitung auf ihren nächsten Einsatz
in übung und entwickeln ihr Repertoire weiter. In Küken-, Kinder und
Jugendchören, Kirchen- und Seniorenchor und der Kreiskantorei pflegen
Sängerinnen und Sänger aus dem Wolfhager Land ein klangliches
Gemeinschaftserleben. Kirchenmusikdirektor Bernd Geiersbach gelingt es seit
vielen Jahren diese Vielfalt lebendig und kreativ zu gestalten und mit
besonderen Ereignissen wie Konzerten und Chorfahrten zu würzen. Höhepunkte
waren dabei wiederholt seine Musicals, die alle Aktiven zusammen wirken
ließen und die ganze Region begeisterten.


Aus vollem Herzen

Das Singen ist ein besonderes Gemeinschaftserleben. Klar kann man
auch alleine singen – unter der Dusche oder bei der Hausarbeit. Aber
zusammen mit anderen, in dieser Erfahrung des gemeinsamen Klingens der
Stimmen, wird die eigene Stimme zum Teil eines größeren Ganzen, dass meine
Möglichkeiten weit übersteigt. Es macht Freude, sich so zu äußern und mit
den anderen zusammen zu klingen – insbesondere, wenn es nach vielen Proben
plötzlich ganz leicht und aus vollem Herzen geschieht.


Heil jetzt und für immer

Auch ich singe und musiziere gerne mit anderen. Und ich singe und
musiziere gerne zur Ehre Gottes. Denn das ist der besondere Grund für das
Singen und Musizieren im kirchlichen Kontext. Biblische Verse wie die des
Monatsspruches für August geben der Kirchenmusik ihren biblischen Grund:
“Singet dem Herrn! verkündet sein Heil!” Darum kommen Gläubige seit
Jahrhunderten nicht nur zusammen, um die Freude am gemeinsamen Singen zu
erleben, sondern in dieser Freude Gott zu loben. So bekommt das Singen neben
dem Gemeinschaftserlebnis noch einen tieferen Sinn. Es wird zum Bekenntnis:
Gott schenkt mir und der ganzen Schöpfung das Leben. Er hält mich ein Leben
lang in seiner Hand und zeigt mir einen guten Weg durch das Beispiel Jesus
und durch seinen Geist. Und bei ihm wartet eine Zukunft auf mich, die dieses
Leben übersteigt. Ja, von ihm kommt das Heil jetzt und für immer: reiches,
heiles Leben in der Gemeinschaft mit ihm.


Alle Völker sollen loben

Nach biblischer überlieferung hat schon König David so gesungen.
Der Psalm, der im 1. Chronikbuch überliefert ist, erzählt von den Wundern,
die Gott getan hat und von der Geschichte, die Gott mit dem Volk Israel
gegangen ist. Weil in den vergangenen Ereignissen die leitende Hand Gottes
erkannt wurde, sollte das Lob für seine Macht und Gnade nicht an den Grenzen
Israels stehen bleiben. Alle Völker sollen seinen Namen loben, alle Nationen
sollen von seinen Wundern wissen und singen.

Dabei hat nicht nur das Loben in den biblischen Psalmen seinen
Platz. Auch Angst und Not, auch große Verzweiflung finden ihren Ausdruck und
lassen uns bis heute in allen Lebenslagen mit den Psalmen beten. Aber immer
wieder endet auch die Klage im Bekenntnis zu Gott, dem tiefen Vertrauen zu
ihm und schließlich wieder in Lob und Dank.


Eine lange Tradition

Solche Bekenntnisse lassen sich viel besser singen, als mit
nüchternen Worten sagen. Die evangelischen Kirchenlieder drücken das von der
Reformationszeit an auf vielfältige Weise aus. Die Worte der großen
Liederdichter wie Martin Luther, Paul Gerhard oder Jochen Klepper schenken
unserem eigenen Glauben und Bekennen schönste Worte und Bilder. Und manche
Melodie unterstreicht und verstärkt diese Worte auf wunderbare Weise. Wenn
dann eine ganze Gottesdienstgemeinde aus vollem Herzen diese Lieder singt,
dann tut sich der Himmel auf. Dann stellen wir uns in die lange Tradition
der lobenden und bekennenden Kinder Gottes, die zurückreicht bis zum
biblischen Volk Gottes und voraus bis zu den Engeln am himmlischen
Thron.

Zum gemeinsamen Bekennen, Loben und Singen bietet das
evangelische Gemeindeleben reichlich Gelegenheit. In jedem Gottesdienst
klingt die singende Gemeinde zusammen. Und wer noch mehr Freude erleben und
seinem Glauben noch mehr Möglichkeiten zur bekennenden Gemeinschaft schenken
will, findet in Wolfhagen sicher in einem der vielen Chöre für alle
Generationen seinen Platz.

Gebet

Ich singe Dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens
Lust;

Ich sing und mach auf Erden kund, was mir von dir bewusst.

Ich weiß, dass Du der Brunn der Gnad und ewge Quelle bist,

daraus uns allen früh und spat, viel Heil und Gutes
fließt.

(Paul Gerhardt, EG 324)

Gerd Bechtel (* 1961) ist Pfarrer und Geschäftsführer des Diakonischen
Werkes Kassel. Von 1998 bis 2004 war er Pfarrer der 2. Pfarrstelle Wolfhagen
und damit auch für die Kirchengemeinde Bründersen zuständig. Pfarrer Bechtel
wohnt in Wolfhagen.