Gott hat mit den
Augen zwinkern lassen
Günther Dreisbach über
den Prädikantendienst
und die
öffentlichkeitsarbeit
Wir setzen unsere Serie fort mit
GüNTHER DREISBACH. Er ist “alter Wulfhäger” und von Kindheit an in der Gemeinde
aktiv – in der Jungschar, in Posaunen- und Kirchenchor, im CVJM und heute u. a.
als Prädikant, Schriftleiter des Gemeindebriefes und der Gemeinde-Homepage, als
Archivar im Gemeindebüro, als Aktiver der Flüchtlingsarbeit, als Vorsitzender
der Kreissynode.
Sie sind seit zwei Jahren im
Ruhestand. Wie gehen Sie mit der gewonnenen freien Zeit um?
Das Psalmwort »Meine Zeit steht
in deinen Händen« ist ein Leitmotiv meines Lebens. Es ist von Gott
geschenkte Zeit, die ich habe. Und Gott hat gerade auch vor meinem Ruhestand
noch einmal kräftig mit den Augen zwinkern lassen und mir gezeigt, wo er
mich braucht.
Ihre öffentlichkeitsarbeit
durch Homepage und Gemeindebrief findet breite Anerkennung und positive
Außenwirkung. Empfinden Sie den Anspruch, regelmäßig, aufmerksam und in
geeigneter Form zu berichten, belastend?
Ich frage mich manchmal, ob die
Bedeutung der öffentlichkeitsarbeit im Kirchenvorstand richtig angekommen
ist. Wie überall fehlt es auch hier an Geld. Die Anzahl der jährlichen
Gemeindebriefe mussten wir von sechs auf vier reduzieren. Und die Homepage
müsste einmal aufgefrischt werden. Aber ich weiß: Es muss gespart werden,
koste es, was es wolle. Dazu kommt aber auch, dass die Zuarbeit für die
Homepage nur sporadisch erfolgt. Da wünsche ich mir mehr Hilfe von den
Gruppen und Kreisen der Gemeinde.
Die Pflege der Schaukästen, der
Präsentationswand im Kirchturm und auch das Erstellen von Flyern und kleinen
Schriften zeugen von hoher Professionalität sowohl inhaltlich als auch
fotografisch. Hatten Sie früher einmal daran gedacht, als Mediengestalter
beruflich tätig zu werden?
1968 war ich »Stift« im
Kirchlichen Rentamt, das im Dekanat untergebracht war. Irgendwann kam Dekan
Wassermann mit einem Plakat und sprach: »Langer, häng das mal in den
Schaukasten.« An so einem Dienst hängt man lange, jetzt 46 Jahre. Dann bin
ich nach und nach in die Medienarbeit herein gewachsen. Es macht mir Freude,
Dinge zu gestalten, um so die Botschaft des Glaubens zu transportieren. Aber
Mediengestalter wollte ich nie werden. Eher Pfarrer. Aber ich war zu faul.
Und der Lehrer in der 8. Klasse meinte: »Bei gleichbleibenden Leistungen
muss Günther die Schule verlassen.« Was er dann auch tun musste.
Günther Dreisbach (links) mit Helga und
Werner Kepper und Pfarrer Traugott Lucke bei dessen Verabschiedung aus dem
Heldrunger Pfarramt.
Sie haben den Kontakt zu
unserer Partnergemeinde Heldrungen mit Leben gefüllt und dadurch in der
Gemeinde präsent gehalten. Enttäuscht es sie, wenn Sie da nur von wenigen
Gemeindegliedern Unterstützung erfahren?
Der Enttäuschung der früheren
Jahre ist die Ernüchterung gefolgt, dass alles im Leben seine Zeit hat. In
der Zeit der DDR war die Wahrnehmung der Partnerschaft immer auch mit
Unannehmlichkeiten verbunden. Ich habe verstanden, dass sich manche dem
nicht aussetzen wollten. Und nach der Wende war für die Heldrunger erst
einmal etwas anderes dran: Reisen, aber nicht unbedingt nach Wolfhagen. Dass
das kleine Pflänzchen Partnerschaft aber nie ganz kaputt getreten wurde, ist
schön. Und pflegen sollte man es schon.
Sie bereiten Gottesdienste, die
Sie verantworten, immer sehr intensiv vor und erfahren in der Gemeinde auch
großen Zuspruch, der sich nicht nur in einer guten Besucherzahl ausdrückt.
Wie sieht Ihre Vorbereitung aus?
Am Montag der Woche mache ich
mir immer eine Synopse des Predigttextes mit verschiedenen übersetzungen /
übertragungen. Und dann lese ich Kommentare und denke nach. Und bete. Und
lasse den Heiligen Geist seine Arbeit machen. Spätestens am Donnerstag
bekommen die Organisten die Lieder. Da ist die Liturgie fertig. Am
Samstagvormittag schreibe ich dann die Predigt. Und am Sonntag stehe ich
früh auf und memoriere sie. Und ich höre oder sehe noch einmal Nachrichten –
und ändere gegebenenfalls die Fürbitten oder Predigtteile.
Meist sehen wir Sie in der
Gemeinde in einer verantwortlichen Position. Wie gelingt es Ihnen, sich
trotzdem mittendrin zu fühlen?
Ach, ich fühle mich schon
mittendrin. Ich feiere gern Gottesdienste mit und höre gern zu, wenn andere
von ihrem Dienst berichten. Und vor allem weiß ich: Es gibt viele Menschen
in der Gemeinde, die meinen Dienst im Gebet begleiten. Auch für mich ist die
Fürbitte für die Menschen in unseren Gemeinden sehr wichtig. Und
»mittendrinner« als beim Beten kann man ja sowieso nicht sein.
Das Gespräch mit Günther Dreisbach
führte für die Redaktion der Homepage Ursula Muth. Am Freitag setzen wir unsere
Interviewreihe fort mit dem Gespräch mit Ursula Muth. – Wenn auch Sie bei
unserer „Sommerlochserie“ mitmachen möchten, melden Sie sich bei
Günther Dreisbach: dreiswolf@gmx.de.