Keine gefährliche Diskussion


Hoher Besuch in St. Maria

Am Mittwoch dieser Woche kam der koptische Generalbischof Anba Damian aus
dem Kloster Höxter-Brenkhausen auf Einladung von
Bürgermeister Reinhard Schaake zu einem Besuch nach Wolfhagen. In die
katholischen Kirche war zunächst zu einem Friedensgebet eingeladen. Hinter
dem Altar, der wunderbar erntedankmäßig geschmückt war, waren Pfarrer Marek
Prus und Pater Emmanuel, Dekan Dr. Gernot Gerlach und Pfarrerin Katharina
Ufholz, ein Pfarrer der baptistischen Gemeinde Kassel und Bischof Anba
Damian mit einem Begleiter sowie Bürgermeister Schaake als
Liturgen versammelt.

ähnlich vielfältig waren auch die Besucher des Friedensgebetes von
Wolfhager Christen über Kasseler Baptisten bis zu Flüchtlingen vom Balkan
und vor allem aus Eritrea und dem Sudan. Die
eritreischen Flüchtlinge sind mehrheitlich Christen, koptisch-orthodox,
protestantisch oder katholisch.



Ohne Angst und in Gemeinschaft

In seiner kleinen, ganz frei gehaltenen Ansprache schwärmte Bischof Daman
von dem wunderbaren Kirchenbau hier: fast zwei Drittel aus Glas – und keine
Schreibe eingeworfen! Gemeinden in ägypten kennen ganz andere Kirchenbauten:
Kästen aus Stein mit kleinen Fenstern ganz oben unter dem Dach. Und dennoch
steht immer Polizei davor, weil sie geschützt werden müssen. Wir in
Deutschland müssen dankbar und glücklich sein, so leben zu dürfen, in
Freiheit, ohne Angst und in Gemeinschaft.

In Deutschland gäbe es den Spruch, dass niemand, der im Glashaus sitzt,
mit Steinen werfen solle. Wir sitzen hier in Frieden und werden nicht mit
Steinen werfen. Und sogar das Kreuz besteht aus Glas, teilweise transparent,
es ist unsere Verbindung zu Gott – und seine Verbindung zu uns. Es gibt aber
auch dunkle Stellen im Glas, so auch in uns und unter uns. Da fehlt die
direkte Verbindung zu Gott, da fehlt die Transparenz. Wie gut! Sonst hätten
wir Priester, wir Christen ja keine Arbeit mehr….



Vorzüglich belegte Schnittchen

Gern folgten alle in den Gemeindesaal zu einem Empfang. Ich
staunte, wie auch die Flüchtlinge zum Sekt griffen, sie waren
eben keine Muslime. Während der Bischof nun kurz über die Geschichte der
Kopten und ihre heutige Situation in ägypten und auch Deutschland berichtete
und auch für die Sprachfremden eine kurze englische Fassung gab, saßen die
Gäste an Tischen und wurden mit vorzüglich belegten Schnittchen
bewirtet.



Kopten werden nicht geschützt

In der anschließenden Diskussion nannte der Bischof erstaunliche
Einzelheiten über den Regierungswechsel in ägypten. Die Muslimbrüder wären
gar nicht auf eine Regierungsverantwortung eingestellt gewesen, aber
Präsident Barak Obama hätte über eine Million Dollar gegeben, um sie zu
unterstützen. So hätten sie bei den Armen mit Scheinen und kleinen
Geschenken Wahlwerbung gemacht. Und dennoch wären sie schließlich nicht
Wahlsieger gewesen. US-Außenministerin Hillary Clinton hätte dann gedroht,
die Entwicklungshilfe von 3 Millionen Dollar einzustellen, wenn nicht Mursi
an die Macht käme. So kamen die Muslimischen Brüder an die Regierung,
besetzten sofort wichtige Stellen. Nun konnten viele Hamas-Anhänger aus dem
Gazastreifen nach ägypten einwandern und hätten auch gleich einen
ägyptischen Pass erhalten. Wir alle wissen, wie es weiterging. Heute seien
die Kopten zwar anerkannt, würden aber nicht geschützt, so dass übergriffe
der radikalen Muslime nicht geahndet würden. Aber durch die Revolution
hätten viele Muslime zu denken begonnen und wären nun Sympathisanten der
Kopten. Allerdings sollten wir auch wissen, dass in der deutsch Botschaft in
Kairo fast nur Frauen mit Kopftücher an den Schreibtischen säßen, so dass
Auswanderungsanträge von Muslimen bevorzugt würden.

Es hätte sich also eine gefährliche Diskussion anschließen können, aber
der Bischof musste dringend aufbrechen, weil sein Kloster gerade ein
Asylbewerberheim eröffnet.