Ruhebank statt Stola
Pfarrerin Katharina Ufholz eingeführt
Es war „Kaiserwetter“ am Sonntag. Und es war eine frohe,
heitere und aufgeräumte Stimmung in Wolfhagen – also in der Stadtkirche und im
Gemeindezentrum und bei den Menschen, die sich mit darüber gefreut haben, dass
sie bleibt, Katharina Ufholz, die Nummer 22 in der Reihe der Pfarrer in der
Pfarrstelle seit dem Jahr 1699. Katharina Ufholz wurde eingeführt in ihr Amt.
Und sie wurde in hohen Tönen gelobt. Vom Kirchenältesten Dr. Detlev Nolte zum
Beispiel: „Wow, was ist das für eine Pfarrerin!“
Feuer der göttlichen Liebe
Das Gotteshaus war gut besetzt. So etwas wünscht man sich jeden
Sonntag. Hausmeister Giesbert Mrasek hatte geflaggt. Bei den Antependien hat das
violett der Passionszeit der festlichen roten Farbe Platz gemacht. Der
Posaunenchor war gut drauf und spielte (unter der Leitung von Bianca Fieseler)
Punkt 14 Uhr zum Einzug der beiden Kirchenvorstände von Leckringhausen und
Wolfhagen in die Kirche. Dann wurde der Heilige Geist gebeten, die Herzen der
Gläubigen zu erfüllen und das Feuer seiner göttlichen Liebe zu entzünden und
Pfarrer Hans Jürgen Basteck begrüßte die Gemeinde. Man spürte seine Freude über
die Fortsetzung des Dienstes von Pfarrerin Katharina Ufholz. Und visionär
bemerkte er: „Wer weiß, ob man sich nicht eines Tages in Wolfhagen
besonders an die Pfarrerin erinnern wird, die am 8. März 2015 in der Stadtkirche
eingeführt wurde.“
Ein großer Festtag
Dekan Dr. Gernot Gerlach verlas dann die Urkunde des Bischofs und
ließ die Gemeinde spüren, dass auch er sich freut über diesen Tag. Es sei nicht
nur Internationaler Frauentag, sondern auch ein großer Festtag für die Gemeinden
im Kirchspiel, in der Nachbarschaft Wolfhagen-Erpetal, im Kirchenkreis, bei den
Konfirmanden, bei den Frauen, bei den Flüchtlingen, bei den Kirchenvorstehern.
Er ließ die bisherigen Stationen der jungen Pfarrerin Revue passieren: Rommers
(Rhön), Heidelberg, Tübingen, Bad Arolsen, Happsalu (Estland), Wolfhagen und
unterstrich die ökumenische Weite, die Pfarrerin Ufholz mitbringt. „Es ist
gut, sie als Pfarrerin an der Seite zu haben.“
Das ist eure Pfarrerin
Dann bildeten die Kirchenvorsteher und die Kirchenältesten einen
Halbkreis um den Altar, nahmen die Pfarrerin in die Mitte und unter der
Assistenz von Pfarrer Hans Jürgen Basteck und der beiden Vorsitzenden der
Kirchenvorstände Leckringhausen und Wolfhagen, Susanne Weinreich und Ursula
Muth, nahm Dekan Dr. Gerlach die Einführung vor. Zum Schluss bat er die
Gemeinde, die „neue“ Pfarrerin anzunehmen und für sie zu beten. Mit
den Worten „Liebe Gemeinde, das ist eure neue Pfarrerin“ endete der
Einführungsakt. Dann gab es Applaus in der nicht ganz voll besetzten Kirche –
ungewöhnlich für einen Gottesdienst.
Zum Nachdenken bringen
Nach der Einführungshandlung wurde erst einmal gesungen und der
Klingelbeutel eingesammelt. Ein Moment der Sammlung entstand, weil für das viele
Geld und die vielen Leute zu wenige Strophen vorgesehen waren. Dann bestieg
Pfarrerin Ufholz die Kanzel und predigte in gewohnt lebendiger Art über das
Evangelium des Sonntags (Lukas 9,57-62). Sie bekannte, dass es ihr angesichts
der biblischen Erzählung schwer fällt, Jesus zu verstehen. Aber schließlich
wolle der Predigttext die Menschen zum Nachdenken bringen. Jesus fordere auf,
eigene Antworten zu finden und sich zu fragen, wo man Prioritäten im Leben
setzen wolle.
Warten auf Kaffee und Kuchen
Bei den Fürbitten, die den Gottesdienst abschlossen, waren Vertreter
aller Kirchenvorstände beteiligt. Dann verließ die Gruppe der Kirchenvorsteher
mit der Pfarrerin die Kirche und die nahm Glückwünsche entgegen. Das war ein
langes Procedere, bei dem einige Gratulanten nicht daran dachten, dass andere
schon im Gemeindezentrum auf Kaffee und Kuchen warteten.
42 Jahre alt
Im Gemeindezentrum ging’s nämlich weiter. Der Kinderchor unter
der Leitung von Norah Tanneberger begrüßte die Pfarrerin mit fröhlichen Liedern.
Dann wurde erst einmal deutlich, dass die 42 Jahre alte Lautsprecheranlage
dringend einer überholung bedarf. An dieser Anlage kann selbst der engagierte
und begabte Hausmeister Giesbert Mrasek nichts mehr verbessern.
Aber dann lobte Ursula Muth als Gastgeberin des Empfangs die neue
Pfarrerin. Wo sie auftaucht, entsteht eine freundliche Atmosphäre – in den
Gemeindegruppen, im Gottesdienste. Ihre Ausstrahlung tut gut. Die Gottesdienste
sind schön. Nicht nur die Lieder sind zeitgemäß, auch die Botschaft ist
einprägsam. Der Ventilator, den Katharina Ufholz einmal mit auf die Kanzel
brachte, ist heute noch in lebendiger Erinnerung. Ursula Muth weiß nicht, wann
sich Pfarrerin Ufholz das alles überlegt. Sie ist erstaunt über die
Vorbereitung. Die Geschäftsführung sei umfangreich und kniffelig. Kerstin
Nordmeier, eine Multifunktionärin aus dem Kirchenvorstand, habe festgestellt,
dass es erstaunlich ist, „was die alles zu tun hat“.
Sie mag keine Stola
Dann gab es – eingeleitet von Jugendmitarbeiterin Roswitha
Pergande-Reßler – ein Geschenk der Mitarbeiter der Kirchengemeinde. Und dazu
mussten erst einmal alle aufstehen und sich die Hand auf die Schulter legen. Das
war ein „schönes“ Bild. Pfarrerin Ufholz soll auch einmal eine
Atempause haben in ihrem Amt. Deshalb gab es als Geschenk eine Gartenbank mit
allerlei Dingen, die das Leben schön machen. Ursula Muth berichtete, dass es
eigentlich eine Stola geben sollte. Man wollte den schwarzen Talar etwas
farbenfroher machen. Am Ende habe sich aber herausgestellt, dass Pfarrerin
Ufholz gar keine Stola mag.
Heldrungen kommt
Bürgermeister Reinhard Schaake bat Pfarrerin Ufholz, sich ihre
Freundlichkeit zu bewahren. Er dankte für die gute Zusammenarbeit und wünschte
sich noch mehr Gemeinsamkeiten im Bereich der ökumene, auch mit der
neuapostolischen Kirche. – Pfarrer Marek Prus von der Pfarrgemeinde St. Maria
lobte zusammen mit Gemeindereferent Jürgen Günst und Gmeeindesekretärin Simone
Straka-Geiersbach das gute ökumenische Miteinander. Pfarrer Tobias Gruber aus
Wolfhagens Partnergemeinde Heldrungen ließ grüßen und Ursula Muth die Gemeinde
wissen, dass es im September eine Begegnung mit der Partnergemeinde gebe.
Pfarrerin Birgit Basteck grüßte für das Wolfhager Pfarramt. In gewohnt launiger
Form machte sich Kirchenvorsteher Werner Nolte Gedanken über die Frau im
Pfarramt.
Der Gemeindefestausschuss mit Helga Kepper an der Spitze hatte alles
schön vorbereitet. Man fühlte sich wohl an diesem Nachmittag im Gemeindezentrum.
Und nun kann die Pfarrerin in Wolfhagen bleiben – längstens bis zum Jahr 2048.
Dann wird sie 67 und wird – nach derzeitiger Gesetzeslage – pensioniert.
Eine Fotostrecke vom Einführungstag (ohne die fotografierfreie Zone
Gottesdienst) gibt es hier zu sehen.