Nachbarschaft macht Spaß


Bründersen nimmt Abschied
von Wolfhagen

Das war ein großes Fest am heutigen Sonntag. Die Kirchengemeinde
Bründersen hat Abschied vom Kirchspiel Wolfhagen genommen. Und das Kirchspiel
Wolfhagen hat Abschied von der Kirchengemeinde Bründersen genommen. Und
Pfarrerin Basteck hat Abschied von der Kirchengemeinde Bründersen genommen. Und
es flossen Tränen.


432 Jahre alte Verbindung beendet

Es war Kirchspielgottesdienst in Bründersen. Der letzte.
Kirchspielgottesdienst – da fahren die, die am Vormittag normalerweise in die
Stadtkirche oder in die Hugenottenkirche in Leckringhausen gegangen wären, nach
Bründersen. Aber eben heute zum letzten Mal. Denn Bründersen gehört nicht mehr
zum Kirchspiel Wolfhagen. Schon seit dem 1. Oktober nicht mehr. Seit jenem
Donnerstag gehört die Gemeinde nämlich zum Kirchspiel Istha. Eine 432 Jahre alte
Verbindung ist zu Ende gegangen. Gleichzeitig wurde die halbe Pfarrstelle, die
Pfarrerin Birgit Basteck innehatte, aufgehoben. Es muss überall gespart werden.


Feierlicher Einzug

Die Kirche war gut besetzt. Aber für ein paar Wolfhager mehr ist noch
Platz gewesen. Punkt 14 Uhr zogen die Pfarrerin mit den Kirchenvorstehern und
mit Vertretern der bisherigen Kirchspielskirchenvorstände in die Kirche ein. Die
Gemeinde erhob sich beim Klang der Orgel und des Posaunenquartetts – bestehend
aus Tobias Scheer, Regina Jacob, Hendrik Giehler und Bernhard Winter. Die Orgel
spielte Dorfmusicus Christoph Knatz in gewohnt souveräner Weise. Dann bat die
Gemeinde den Geist der Wahrheit, zu kommen und bei ihr einzukehren und der
Gottesdienst nahm seinen gewohnten Gang.


»Bleibt Alles Anders«

Schön, dass Pfarrerin Birgit Basteck viele der Kirchenvorsteher mit
eingebunden hatte in das gottesdienstliche Geschehen durch liturgische Dienste.
Bei der Vorbereitung ihrer Predigt war die Pfarrerin hängen geblieben bei einem
Lied von Herbert Grönemeyer: »Bleibt Alles Anders!« Und das nahm sie zum Anlass,
über die Strukturveränderungen nachzudenken. Die Reformen würden jetzt
Wirklichkeit. Aber die Kirche bleibe im Dorf präsent. Die Gemeinde werde
weiterhin pfarramtlich versorgt. Das Kirchspiel Wolfhagen werde kleiner und das
Kirchspiel Istha werde größer. Sie sei gern Pfarrerin in Bründersen gewesen. Und
die Aussage einer Bründerserin »Niemand hat es so lange in Bründersen
ausgehalten wie du« habe sie als Kompliment aufgefasst. Der stetige Wechsel sei
aber in den Gemeinden immer präsent gewesen.


Große Kontinuität

Dann berichtete sie über den Apostel Paulus, der ein Teamplayer
gewesen sei: Er habe gepredigt, sei weitergezogen, habe aber Mitarbeiter
zurückgelassen in der Gemeinde. Gern reihe sie sich ein in die Gruppe der
Amtsvorgänger und sprach von einer großen Kontinuität in der Geschichte der
Gemeinde. Christus sei das eigentliche Kontinuum der Kirche. Im Glauben seien
alle vereint. Dankbar blicke sie zurück auf eine lange gemeinsame Zeit, in der
man konstruktiv zusammengearbeitet habe. Für die Kirchengemeinde sei die
Entscheidung, für den Reformprozess zu stimmen, keine einfache Entscheidung
gewesen. Sie wünschte der Gemeinde ein gutes Miteinander im neuen Kirchspiel und
dass die Gemeindeglieder weiterhin Gottes Spuren in ihrem Leben entdeckten.


»Nettes Grüppchen«

Schließlich traten die beiden Kirchenvorsteherinnen Maike
Gränzdörffer und Melanie Probst vor den Altar und machten sich so ihre Gedanken
darüber, was in den letzten Jahren das Gemeindeleben bestimmt habe. Beim
Weltgebetstag sei immer ein »nettes Grüppchen« zusammengekommen. Und die
Gemeindefeste seien auch schön gewesen. Ein besonderes Ereignis sei die
Glockeneinweihung gewesen. Und die Gottesdienste zum Kartoffelfest auch.
überhaupt, die Gottesdienste seien immer sehr feierlich gewesen – besonders am
ersten Weihnachtstag morgens um 6 Uhr.


Trostquelle und Kraft

Dann dankte Burkhard Jacob der Pfarrerin ganz offiziell für das gute
Miteinander in den zurückliegenden Jahren. Und dann kam der Dekan an die Reihe.
Er erinnerte an das gute Echo aus der Gemeinde über den Dienst der Pfarrerin.
Die Auslegung des Evangeliums sei für die Gemeindeglieder Trostquelle und Kraft
gewesen. Er erinnerte an die Schaffung der 4. Pfarrstelle als Pfarrstelle mit
halbem Dienstauftrag zu Beginn des Jahrtausends, aber auch daran, dass die
Reformen weitergehen. Dann trat die Pfarrerin an den Altar, der Dekan legte ihr
die Hände auf zum Segen und nach und nach sprachen alle Kirchenvorsteher der
Pfarrerin ein Segenswort zu und legten ihr dabei die Hand auf die Schultern.


Vom Kirchturmdenken
zum Kirchturmblick

Schließlich richtete der Dekan das Wort an die Kirchenvorsteher und
die gesamte Gemeinde. Angemessen gehe man jetzt neue Wege. Vom Kirchturmdenken
sei man zum Kirchturmblick gekommen. Vom Bründerser Kirchturm aus könne man
Istha erkennen. Von hier werde das kirchliche Leben des Dorfes künftig
weitergestaltet. Dann kam er auf die Nachbarschaft Erpetal zu sprechen und
darauf, dass Nachbarschaft viel Spaß mache. Er dankte allen Kirchenvorstehern
für das beherzte Miteinander und für die übernahme von Verantwortung im Bereich
von Kirchenmusik und Diakonie. Viele Impulse gingen von Bründersen in die
Nachbarschaft hinein.


Zum letzten Mal den Segen

Dann segnete der Dekan die Kirchenvorsteher, Pfarrerin Basteck und
weitere Liturginnen sprachen das Fürbittengebet, das Bründerser Vokalquartett
(Christoph Knatz, Burkhard Jacob, Regina Jacob und Roswitha Bittner) sang noch
einmal und die Pfarrerin spendete den Bründersern und den Gästen, den
Gottesdienstbesuchern, zum letzten Mal den Segen. Beim Hinausgehen gab es viele
Abschiedsworte an die Pfarrerin und auch Tränen.


Applaus für die Kinder

Im Bürgerhaus ging es dann weiter mit einem Gemeindefest. Die Kinder
des Kindergartens warteten schon auf ihren Auftritt und waren ganz »hippelich«.
Dann durften sie auch – ehe jemand begrüßt hatte – ihre drei Lieder singen und
bekamen dafür großen Applaus. Auch die Vertreter der Kirchenvorstände von
Wolfhagen und Leckringhausen kamen noch vor dem Kaffeetrinken dran und Ursula
Muth, Vorsitzende aus Wolfhagen, bezeichnete Birgit Basteck als
Multifunktionärin. Sie dankte ihr für die Unterstützung, lobte die Beteiligung
der Bründerser Gemeinde an den Himmelfahrtsgottesdiensten, die kleine
Kirchentage gewesen seien und bei denen richtig was los gewesen sei. Die
Mitarbeit mit Bründersen sei immer sehr gedeihlich gewesen. Das konnte Heinrich
Flecke aus Leckringhausen nur bestätigen.


Offen und ehrlich

Pfarrerin Katharina Ufholz lobte die offene und ehrliche Art der
Kollegin, wünschte ihr Gottes Segen für alles, was kommt und schenkte ihr einen
ultraleichten Rucksack fürs Fahrrad und die künftige Arbeit in der
BONWAI-Gruppe.


Spuren in Bründersen hinterlassen

Ortsvorsteherin Silke Gochmann sprach in ihrem Grußwort von schönen
und traurigen Augenblicken im Leben einer Pfarrerin, die schon auf den
Seniorennachmittag verabschiedet worden sei. Ihr Tun und Wirken habe Spuren in
Bründersen hinterlassen. Birgit Basteck habe ein Stück Bründerser Geschichte
mitgeschrieben. An die änderungen, die jetzt erfolgt seien, müsse sich das Dorf
gewöhnen. Sie sei aber sicher, dass Istha eine neue Heimat werden könne. Sie
wünschte der Pfarrerin Gottes Rückenwind und reichen Segen.


25 Jahre Gemeindebrief

Und schließlich richtet auch noch Günther Dreisbach, Leiter der
Gemeindebriefredaktion, das Wort an die Versammlung. 25 Jahre habe man mit den
Bründersern konstruktiv zusammengearbeitet. Er wünschte den Bründerser
Redaktionsmitgliedern für das Arbeiten in der BONWAI-Gruppe alles erdenklich
Gute. Am Nachmittag im Bürgerhaus sang mehrfach und zur Freude der Besucher der
Gospelchor – ebenfalls unter der Leitung von Christoph Knatz.

Irgendwann kam dann der große Aufbruch und die Bründerser
Verantwortlichen blieben allein mit dem Aufräumen – und hoffentlich auch mit
schönen Erinnerungen an den Abschiedstag.


Eine kleine Fotostrecke vom Abschiedstag gibt es hier.