Vor zwei Tagen brachte ich eine syrische Familie von einem
adventlichen Kaffeetrinken zurück in die Gemeinschaftsunterkunft. Nach dem
Abbiegen von der Bundesstraße sagte die 21jährige Tochter plötzlich: “Ich
freue mich auf unser Zimmer!” Das überraschte mich, denn mich schmerzte
gerade der Kontrast zwischen meiner heimeligen Wohnung und einem
Flüchtlingszimmer. “Du fühlst dich wohl in der Pommernanlage?” – “Ja, da
gibt es sogar warme Duschen!” Sie hatten zweieinhalb Monate in Calden gelebt
und waren auf der Balkanroute zeitweise obdachlos gewesen.
Es ist in diesem Jahr mein Bild vom Stall: Ein ehemaliges
Mannschaftsgebäude der Bundeswehr, das Treppenhaus klingt hohl und zeigt
Spuren vieler Generationen, die dort in die Zimmer gestiegen sind. Die Räume
sind ausgestattet mit Blechschränken und Metallbetten, einem Tisch und zwei
Stühlen, einem Kühlschrank. Der Boden ist statt mit Teppichen, wie es der
Kultur entspricht, mit Malervlies belegt.
Da wohnen die, die keinen Raum in einer wohnlichen Herberge
gefunden haben. Und dort wird jeder Besucher, der an die Türe klopft, mit
erfreutem Willkommen begrüßt. Die Frauen der Familie wuseln und bringen Tee
und kleine Köstlichkeiten, die Männer setzen sich und bemühen sich um ein
Gespräch. Alle freuen sich, Zeit füreinander zu haben. Wir spüren Wärme und
Licht in diesem Raum.
Eine syrische Familie muslimischen Glaubens gleichsetzen mit dem
Geschehen in Bethlehems Stall?
Das ist in diesem Jahr für mich Weihnachten.