Das hast du aber
toll gemacht!
Diakonieforum beschäftigte sich
mit dem Ehrenamt
»23 Millionen Deutsche engagierten sich freiwillig und ohne
Bezahlung, durchschnittlich 16 Stunden im Monat.« Das war der erste Satz der
Einladung zum diesjährigen Diakonieforum der Kirchenkreise Hofgeismar und
Wolfhagen.
Wertgeschätzt und ernstgenommen
80 dieser Engagierten trafen sich am Freitagabend im Evangelischen
Gemeindezentrum. Der Diakonieausschuss der Wolfhager Kreissynode hatte alles
sehr gut vorbereitet. Und man konnte sich wohlfühlen. Man hatte das Gefühl: Die
Ehrenamtlichen in der Kirche werden wertgeschätzt und ernstgenommen. Dabei ging
es bei der Thematik »Engagiert – und glücklich« gar nicht in erster Linie um
Kirche und Diakonie – das kam zugegebenermaßen zu kurz -, sondern um das
Ehrenamt allgemein. Das, was gesagt und erarbeitet wurde an diesem Abend passte
auch auf die Feuerwehr und die Ehrenamtlichen in der Politik, um nur zwei
Arbeitsfelder zu nennen.
Gut für die Adressaten
Diakoniepfarrer Winfried Schiel, vor einigen Wochen in sein Amt
eingeführt, freute sich über die gute Beteiligung und begrüßte die Gäste aus nah
und fern. Dann war Anneke Gittermann dran, die Leiterin der Fachstelle
Engagementförderung der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (Was es alles
gibt!). Sie hielt ein Impulsreferat und machte deutlich, dass das Engagement im
Ehrenamt glücklich macht
- wenn man mitgestalten kann und Spaß hat,
- wenn es sinnvoll ist und Wirkung zeigt,
- wenn es gut für die Adressaten ist,
- wenn man überhaupt einen Zugang dazu bekommt,
- wenn man auch »nein« sagen kann,
- wenn es nicht ausgenutzt wird,
- wenn sich eigene Talente entfalten können,
- wenn es wertgeschätzt wird und
- wenn der Rahmen stimmt.
Gittermann wies darauf hin, dass im Bereich der Kirche die Tatsache,
dass jemand mehrere Ehrenämter nebeneinander wahrnehme, stark ausgeprägt sei.
Herzhafter Imbiss
Nach dem Referat der engagierten Hauptamtlichen gab es erst einmal
eine Pause. Marie Luise Mende (Wettesingen) vom Diakonieausschuss hatte dazu
einen herzhaften Imbiss vorbereitet. Und dann ging es in die Gruppen. Vier
Gruppen hatte sich der Diakonieausschuss ausgedacht. Und hier wurde intensiv,
manchmal auch erwachsenbilderisch-spielerisch gearbeitet.
Nein sagen ist erlaubt
Die Arbeitsgruppe A hatte als Thema »Zwischen Selbstverwirklichung
und Selbstzerstörung«. Brigitta Leifert, Diplompädagogin, Diplomsupervisorin,
Mediatorin und Ausbilderin in BM (?), Mitarbeiterin des Referats
Erwachsenenbildung der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, leitete diese
Gruppe. Zunächst ging es um eine Standortbestimmung. Erfahrungen wurden
ausgetauscht. Deutlich wurde, dass man beim ehrenamtlichen Engagement einen
Schritt nach dem anderen machen muss und dass eine Begrenzung möglich sein muss.
Bei der Mitarbeit gehe es um Qualität anstatt um Quantität. Nein Sagen sei
erlaubt. Und es muss nicht alles so perfekt sein. Niemand wird überredet und die
Wertschätzung ist ganz wichtig. Man muss über Dankesformen nachdenken: »Das hast
Du aber toll gemacht«.
Staat hat soziale Verantwortung
Die Arbeitsgruppe B wurde geleitet von Pfarrer Gerd Bechtel,
Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Kassel, und hatte als Thema »Wir retten,
was noch zu retten ist – Ehrenamtliche als Ausfallbürgen des Staates«. Das
Fazit, das die Arbeitsgruppe zog, war, dass der Staat, die Kirche, die
Demokratie das Ehrenamt brauchen. Im sozialen Bereich brauche das Ehrenamt
allerdings auch das Hauptamt. Der Staat darf nicht aus seiner sozialen
Verantwortung gelassen werden. Ehrenamtliche wollen sich einzeln und als Kirche
verantwortlich einbringen. Deutlich wurde aber auch, dass die Grundversorgung
nicht freiwillig geleistet werden darf. Schließlich: Das Ehrenamt muss innovativ
sein dürfen.
Stärken stärken
Die Arbeitsgruppe C beschäftigte sich mit der Frage »Wo bleibt der
Nachwuchs?«. Dietrich Nolte, Diakon, Sozialpädagoge, Sozialarbeiter, Mitarbeiter
des Referats Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von
Kurhessen-Waldeck, Fachreferent für die Qualifizierung Ehrenamtlicher und
Jungenpädagogik, und Martina Kratz, Kreisjugenddiakonin des Kirchenkreises
Wolfhagen, leiteten die Gruppe. In der Gruppe spielte die Frage der persönlichen
Beziehung eine wichtige Rolle. Deutlich wurde auch, dass es darauf ankommt,
Stärken zu stärken. Mitarbeiter müssten bei ihren Interessen abgeholt werden.
Man müsse immer auch die Frage stellen: Was macht (für alle Beteiligten) Sinn?
Wichtig sei eine Begleitung und ein Mitgehen und das Vorhandensein von Profis im
Hintergrund. Bei der Mitarbeit werden soziale Kompetenzen erworben. Das führe zu
einer positiven Langzeitwirkung. Querdenker sind gefragt. Neues muss man
entstehen lassen können. Und schließlich gab es einen »steilen« Satz zum
Schluss: »Wer Ehrenamtliche gewinnen will, muss ihnen vorher zuhören.«
Grenzen wahrnehmen
In der Arbeitsgruppe D, die von Diakoniepfarrer Winfried Schiel und
Sozialarbeiter Klaus-Dieter Schrader geleitet wurde, wurden zunächst einmal die
verschiedene Arbeitsbereiche der Teilnehmerinnen aufgelistet: Grüne Damen,
Tafel, Festausschuss, Seniorenarbeit, Besuchsdienst, Kirchenälteste,
Sportverein, Karneval, Kirchenvorstand, Lektoren- und Prädikantendienst,
Hospizdienst, Küsterdienst, Pressearbeit und Diakoniearbeit. Bei der Mitarbeit
gehe es, so wurde herausgearbeitet, darum, Vertrauen aufzubauen und
überforderung abzubauen. Man muss seine Grenzen wahrnehmen und manchmal auch
Anfeindungen ertragen. Wichtig erschien den meisten die Gemeinschaft mit anderen
Menschen, mit Gleichgesinnten und dass man geistig gefordert werde. Ehrenamt
erfordere Raum für eigene Ideen. Allerdings wurde auch ermutigt, sich raus zu
halten, wenn es einem zu viel wird.
Dank der Leiterin
Die erarbeiteten Voten der Arbeitsgruppen wurden von deren Sprechern
später im Plenum vorgestellt, wofür sich Angelika Vialon, die Leiterin des
Diakonischen Werkes, herzlich bedankte. Eine weitere Diskussion war nicht
vorgesehen und wegen der fortgeschrittenen Zeit auch nicht möglich. In den
einzelnen Arbeitsbereichen soll weiter über die Thematik gesprochen und
nachgedacht werden.
Zum Schluss mussten sich alle anfassen und Dekan Dr. Gernot Gerlach,
der stellvertretende Vorsitzende des Diakonischen Werkes, entließ die
Versammlung mit dem Segen Gottes.