Sie suchte den Himmel
und fand ihn nicht
Nachbarschaftsgottesdienst
im Kirmeszelt
Nachbarschaftsgottesdienste haben es nicht leicht. Der Nordhesse
bewegt sich nur sehr selten von der eigenen Gemeinde in die andere. Am liebsten
feiert man den Gottesdienst in der eigenen Kirche. Der
Nachbarschaftsgottesdienst an Christi Himmelfahrt hat gezeigt, dass es auch
anders geht.
200 Besucher hatten sich bei schönem Wetter nach Istha aufgemacht, um
das Kirmeszelt zu einem Kirchenzelt zu machen. Schließlich ist Kirmes ja
seit dem Mittelalter ein kirchliches Fest. Es wird gefeiert als Tag der Weihe
der Kirche. Nun ging es am Tag Christi Himmelfahrt nicht in erster Linie um das
Gedenken an die Kirche – oder doch?
Lebendiges kirchliches Leben
Die Kirmesburschen waren vollzählig zum Gottesdienst erschienen. Und
mit ihnen Besucher aus fast allen Gemeinden der Nachbarschaft Wolfhagen-Erpetal,
jenem kirchlichen Gebilde, das Kräfte bündeln und für ein lebendiges kirchliches
Leben in den Gemeinden sorgen soll. Da wächst zusammen, was zusammenwachsen
soll. Da bildet sich ein Posaunenchor aus Mitgliedern der Chöre von
Altenhasungen, Istha und Wolfhagen. Da sind drei Pfarrer – Pfarrerin Birgit
Basteck aus dem Kirchspiel Altenhasungen, Pfarrer Wolfgang Hanske aus dem
Kirchspiel Istha und Pfarrerin Katharina Ufholz aus dem Kirchspiel Wolfhagen –
am Gottesdienst beteiligt. Da versammelt sich eine sangeskräftige Gemeinde.
Schauspielerisches Können
Natürlich sind Himmelfahrtsgottesdienste »im Grünen« anders als die
herkömmlichen Gottesdienste in den Kirchen. Da gibt es keine Bitte um den
Heiligen Geist. Da gibt es eine sehr verschlankte Liturgie. Aber da singt die
Gemeinde erst zaghaft und dann aber doch aus vollem Herzen das Reinhard-Mey-Lied
»über den Wolken«. Und da gibt es immer auch ein bisschen »Klamauk« von der
besten Sorte. Da zeigen Pfarrerinnen und Pfarrer ihr schauspielerisches Können.
Wolfgang Hanske und Katharina Ufholz spielten ein Ehepaar, das sich so seine
Gedanken machte über Gott und die Welt und über andere Leute und eine etwas
verschrobene Wandrerin, die von Birgit Basteck gespielt wurde. Die suchte den
Himmel und fand ihn nicht. Auf dieser Suche war sie ins Festzelt gekommen,
worüber sich das Ehepaar erst einmal lustig machte. Der Ehemann ließ es auch
dabei, aber die die Ehefrau half der unsicheren Frau schließlich: Der Himmel ist
auf der Erde, da, wo Menschen freundlich miteinander umgehen.
Unterhaltsamer Gottesdienst
Marcel Pflug, der »Chef« der Kirmesburschen, dankte den Pfarrern am
Ende für einen unterhaltsamen Gottesdienst und lud ein, auch danach noch an der
Kirmes teilzunehmen. Der Bratwurststand wurde nach dem Gottesdienst gut
angenommen. Und im Dorfgemeinschaftshaus lud ein tolles Kuchenbuffet zum
Verweilen ein. Insgesamt: Ein schöner Tag mit einer guten Vorlage für das
nächste Jahr. Die Gemeinde der Nachbarschaft, die im nächsten Jahr dran ist mit
der Ausrichtung des Gottesdienstes, hat jedenfalls ein gutes Beispiel erhalten.
Geheimnis der Verantwortlichen bleibt, warum zwar an der Wolfhager Stadtkirche
zum Fest Christi Himmelfahrt die Kirchenfahne aufgezogen war, im Festzelt bei
den vielen Kirmes-Werbefahnen aber nicht. Und auch: Warum es im Festzelt eine
Bühne gab, die aber nicht nutzte. Dann hätten die auf den hinteren Plätzen auch
etwas sehen können. Aber schön war’s trotzdem.
Fotos vom Gottesdienst gibt es hier zu sehen.