Brahms und Mendelssohn
bei Mendelssohn-Klangreise
Am Sonntag in Wolfhagen
Die Mendelssohn-Klangreise des Kirchenkreises Wolfhagen ist voll »auf
Tour«. 18 Stationen sind bereits angefahren. Am kommenden Sonntag ist die 19.
Station dran: die evangelische Stadtkirche in Wolfhagen. Der Projektchor
Hildesheim, die Kreiskantorei Wolfhagen und der KOSK-Chor (Estland) gestalten
das Konzert gemeinsam mit der Sopranistin Anne Bretschneider (Berlin), dem
Bassisten Michael Jäckel (Hannover) und dem Klavierduo Jorma Toots und Ebe
Müntel (Estland).
Im Mittelpunkt des Konzertnachmittags (Beginn: 17 Uhr) steht die
Aufführung von »Ein Deutsches Requiem« von Johannes Brahms. Außer dem
Brahms-Requiem erklingen drei Lieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy: »Der du
die Menschen lässest sterben« (op.112,2), »Herr, zu dir will ich mich retten«
(op. 9,11) und »Doch der Herr, er leitet die Irrenden recht« (op. 112,1). Bei
den drei Liedern handelt es sich um Lieder für Sologesang und Klavier. Der
Eintritt für das Konzert ist wie bei allen Klangreise-Stationen frei. Am Ausgang
wird um eine angemessene Spende gebeten.
Der Projektchor Hildesheim, die
Kreiskantorei Wolfhagen und der KOSK-Chor
(Estland) haben sich 2015 zu einer gemeinsamen Aufführung von »Ein
Deutsches Requiem« von Johannes Brahms zusammengeschlossen. Das Konzert bildete
die Auftaktveranstaltung zum Sängerfest der Estnischen Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Tartu. Jetzt findet das Projekt seine Fortsetzung mit zwei
Aufführungen am kommenden Wochenende und zwei Aufführungen zum Anfang der
nächsten Woche: am Freitagabend in der Michaeliskirche in Hildesheim, am Samstagabend in der evangelischen Stadtkirche in Meiningen, am Sonntagnachmittag um 17 Uhr
in der evangelischen Stadtkirche in Wolfhagen und am Montagabend in der St.
Johanniskirche in Hannover. Die Leitung hat der aus unserer Landeskirche, aus
Hanau stammende Kirchenmusikdirektor Lothar Mohn (Hannover).
Die Berliner Sopranistin
Anne Bretschneider
studierte Gesang in Berlin und
Mailand, war Teilnehmerin vieler Meisterkurse und erfolgreich in diversen
Gesangswettbewerben. Als gefragte Konzertsolistin wird sie regelmäßig zu
Konzerten im In- und Ausland eingeladen. Zusammen mit Michael Jäckel wirkte sie
mit bei der Aufführung des Brahms-Requiems in Tartu im Juli 2015.
Michael Jäckel sang schon von klein auf im Knabenchor
Hannover, hat sich seitdem nicht mehr von ihm trennen können und
arbeitet heute – neben seinen Engagements als Solobassist – als Leiter des
Nachwuchschores. Darüber hinaus hat er vor einigen Jahren den Marathonlauf als
sein liebstes Hobby entdeckt. Die Geduld, die man dabei braucht, kommt ihm auch
beim Singen zugute.
Das Klavierduo Jorma Toot & Ebe Müntel (Estland)
fand sich 2004 zusammen, als sie am Wettbewerb für junge Interpreten Con Brio
teilnahmen und das Finale erreichten. In der Saison 2008/09 war das Duo
Preisträger des Wettbewerbs für Klavierduos in Byalistock (Polen). 2015
übernahmen sie den Klavierpart bei der Aufführung des Brahms-Requiems in
Tartu.
Brahms Requiem
Johannes Brahms hat sein Werk »Ein Deutsches Requiem«
genannt. Unter einem Requiem versteht man gemeinhin die Liturgie einer
Totenmesse der katholischen Kirche bzw. kirchenmusikalische Kompositionen zum
Totengedenken. Der im evangelisch-lutherischen Hamburg groß gewordene Brahms
orientierte sich bei der Auswahl seiner Texte aber nicht am traditionellen Kanon
des Requiems als Totenmesse, sondern wählte aus Texten
des alten und neuen Testaments in der Fassung der Lutherbibel vor
allem solche aus, in denen der Trost der Hinterbliebenen im Mittelpunkt steht.
Brahms demonstrierte dabei u. a. eine enorme Kenntnis der Bibeltexte
und der Psalmen; er gestaltete sein deutsches Requiem nicht als Trauermusik,
sondern zum Trost derer, »die da Leid tragen«, also vor allem als eine von
Ernst, Würde und Zuversicht getragene Musik für die Lebenden.
Die kirchenmusikalische Gattung des Requiems kann und soll Brahms
Stück deshalb nicht gerecht werden; von der Anlage – vor allem der Besetzung –
her kann man es eher als Oratorium bezeichnen, wobei die dramatische Komponente
fehlt. In der Textabfolge knüpft es am ehesten an die evangelische Motette
früherer Zeiten an. Einer genauen Einordnung in eine musikalische Gattung
verschließt sich das Werk, ähnlich wie Händels »Messias«, mit dem es auch die
Textauswahl zur Auferstehung der Toten gemeinsam hat.