Ankunft in Hamburg


Wolfhagen bleibt


in meinem Herzen


Ehsan Ehsan ist jetzt in Hamburg

Am 28. August hat sich Ehsan Ehsan, der sich als afghanischer
Flüchtling Weihnachten 2014 in unserer Kirchengemeinde hat taufen lassen, von
Wolfhagen verabschiedet, um in einem großen Hotel in Hamburg eine Ausbildung zum
Hotelfachmann zu machen.


Persönliche Verfolgung

Wolfhagen zu verlassen, war für Ehsan ein schwerer Schritt, denn in
der Kirchengemeinde uns auch in der Herwig-Blankertz-Schule (Berufsschule
Wolfhagen) hatte er eine Heimat gefunden, nachdem er fünf Jahre zuvor wegen
persönlicher Verfolgung von seiner Familie nach Europa geschickt worden war und
nach seinem übertritt zum Christentum die familiären Kontakte verloren hatte.
»Wolfhagen wird immer fest in meinem Herzen bleiben!«, sagte er zum Abschied.


Taschengeld

Als Starthilfe hatten sich Gemeindemitglieder und die Buchhandlung
Mander an einer Taschengeldsammlung für ihn beteiligt, denn er war einen Monat
ohne Einkünfte und auf Wohnungssuche. Im Kirchencafé hatte Ehsan durch
Vermittlung von Anja Appel Herrn Lepsius kennengelernt, der sich bereit
erklärte, ihm in Hamburg hilfreich zur Seite zu stehen. Und das war in der
ersten Zeit tatsächlich seine Rettung! Zunächst konnte Ehsan in Hamburg bei
einem Freund unterkommen, den er auf der Flucht gefunden hatte.


Erste Erfahrungen

Von seinen ersten Erfahrungen berichtet er:

Meine Arbeit gefällt mir, die Kollegen sind sehr nett!
Täglich ab fünf Uhr muss ich ein Frühstück für 40 Personen vorbereiten mit
Rührei, Bratwürstchen, Salat usw, also um vier Uhr aufstehen und zur Arbeit
fahren. Schon nach einer Woche darf ich das allein machen. Kein Problem! Der
Küchenchef kommt um halb acht und ist zufrieden. Ich habe ihm gesagt, dass
ich nicht so oft am Sonntagmorgen eingesetzt werden möchte, weil ich
sonntags gern einen Gottesdienst besuche.

Hamburg ist gefährlich! Schon nach einem Tag machte mir ein
junger Getränkelieferant über Facebook Avancen, ich sollte es doch mal
probieren!

Der Behördendschungel ist ein anderer als in Kassel. An
meinem freien Tag war ich zur Anmeldung um acht Uhr bei der
Ausländerbehörde. 80 Personen waren vor mir!

Die Wohnungssuche ist das größte Problem: Die Vermieter
wollen Meldebescheinigung und Bonitätsnachweis, die Meldebehörde aber will
einer Vermieterunterschrift. Die Ausländerbehörde will die Meldung innerhalb
von 14 Tagen haben. Wie soll das gehen? Aber ich habe Hilfe. Herr Lepsius
wird aktiv, und ich habe Kontakt zu einer Kirchengemeinde aufgenommen, die
mir helfen will.

Tatsächlich hat Herr Lepsius einen Freund gefunden, der ein Zimmer
vermietet. Großes Glück! Also drei Tage Urlaub für die
Behördengänge. Jetzt kann ich mich richtig anmelden und
nehme dafür Urlaub. Drei Tage bin ich von einem Amt zum andern geschickt
worden und habe ein letztes Formular immer noch nicht abgeben können.
Außerdem muss ich wieder überall die Adresse ändern lassen, vor allem beim
Bundesamt, weil ich ja immer noch auf die Anerkennung als Flüchtling warte.

Die erste Nacht im neuen Zimmer! Mein Wunsch: Endlich
wieder genug schlafen können, damit ich um vier Uhr fit bin. Bei dem Freund
musste ich abends immer mit ihm fernsehen, weil ich auf der Wohnzimmercouch
schlief, aber auch im neuen Zimmer war nicht an Schlaf zu denken. LKWs
brausten die ganze Nacht vor dem Fenster entlang. Ich muss mir eine neue
Wohnung suchen, auch weil das Haus verkauft werden soll, in dem ich wohne.

Und die Finanzen! Nach Abzug von Miete, Netzkarte und
Essensbeitrag bleiben gut 100 € im Monat. Den Essensbeitrag könnte ich
sparen, aber Frau Muth hat gesagt, ich solle einmal am Tag vernünftig essen,
vor allem wenn es für Mitarbeiter des Hotels nur 3 € kostet. Auf dem
Konto aus der Wolfhager Zeit habe ich noch eine Reserve. Vielleicht kann ich
die 900 € Kaution in Raten zahlen.


Viele Grüße an die netten Menschen in Wolfhagen!

Frühstück ist vorbereitet.

Ehsan hat Salat angerichtet.

Ehsan darf für drei Euro im Hotel essen.

Ehsan in der Küche.