Geschichtslos und gesichtslos
»Reformation – Dr. Martin Luther und seine Zeit« ist der Titel einer Ausstellung im Regionalmuseum, die am Donnerstagabend eröffnet wurde. Bis zum 1. Oktober ist sie im Regionalmuseum zu sehen: dienstags, mittwochs und donnerstags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Die Ausstellung ist sehenswert für Einzelbesucher, aber auch für Gruppen, für Erwachsene, und vor allem auch für Schulklassen und Konfirmandengruppen.
Es war fast eine kirchliche Veranstaltung im Regionalmuseum bei der Eröffnung. Schließlich ist die Evangelische Kirchengemeinde Wolfhagen Kooperationspartner der Ausstellung. Vier Choräle wurden während der Eröffnungsveranstaltung gesungen: »Ein feste Burg ist unser Gott«, »All Morgen ist ganz frisch und neu«, »Erhalt uns, Herre, bei deinem Wort« und »Verleih uns Frieden gnädiglich«. Hermann Neumeyer, Mitarbeiter im Regionalmuseum, und leidenschaftlicher Musiker, leitete die Choräle ein und eine Frauenansinggruppe, bestehend aus Mitgliedern der Wolfhager Kreiskantorei war die tragende Säule des Gesangs, den das Museum so vermutlich noch nicht erlebt hat.
Konfirmation ist nordhessische Erfindung
Die erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Kassel, »Vizelandrätin« Susanne Selbert, begrüßte die Besucher, wies hin auf die Einführung der Reformation in Hessen, und zeigte sich erstaunt, dass die Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert eine nordhessische »Erfindung« ist. Die Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung von 1539 sei ein maßgebendes Instrument dieser Maßnahme gewesen. Sie dankte allen Beteiligten, die sich für das Zustandekommen der Ausstellung eingesetzt hätten, vor allem den Ausstellungsmacher Pfarrer Wilhelm Schmidt aus Kassel.
Dank an die Ehrenamtlichen
Auch Tasso Minkner, der zweite Vorsitzende des Regionalmuseums Wolfhager Land, zeigte sich überrascht von der Tatsache, dass die Konfirmation ehemals in Nordhessen eingeführt wurde. Er dankte den vielen ehrenamtlichen Helfern der Ausstellung und begrüßte neben Vertretern der Volkshochschule auch »die erste Vorsitzende der Kirchengemeinde Wolfhagen«, Ursula Muth sowie Pfarrerin Katharina Ufholz. – Ursula Muth erinnerte in ihrem Grußwort an das Motto der Kirchengemeinde zum Reformationsjahr »Vertrauen wagen«. Die Ausstellung sei mit einem VW-Bus von Werner Kepper nach Wolfhagen transportiert worden. Sie selbst habe die Ausstellung in Weilburg wachsen gesehen. Dem Regionalmuseum dankte sie für das Mittragen des Ausstellungsrisikos.
Lange gesammelt
Dann erläuterte Pfarrer Wilhelm Schmidt locker aber sehr tiefgehend und verständlich für die Zuhörer die Ausstellung . Über lange Jahre habe er Luther-Exponate gesammelt und diese nun für eine Ausstellung zusammengetragen. »Wer geschichtslos ist, ist gesichtslos«, rief er den 50 Besuchern zu und wies darauf hin, dass Martin Luther heute keine konfessionstrennende Person mehr ist, sondern eine konfessionsverbindende. Schließlich führte M. A. Beate Bickel vom Regionalmuseum noch kurz in die Ausstellung ein, lud zum Umtrunk und zur Ausstellungsbesichtigung in den oberen Räumen ein und mit »Verleih uns Frieden gnädiglich« endete eine ungewöhnlich lockere Ausstellungseröffnung.
Die sollte man schon besuchen. Denn auch die Fotos, die hier veröffentlicht werden, geben nur einen ganz kleinen Einblick in eine sorgsame Arbeit und eine erstaunliche Sammlung eines Luther-Fans, des Pfarrers Wilhelm Schmidt.