Am Sonntag vom guten Hirten, am 23. April, ist in Kassel Reinhart Weinbrenner im Alter von 88 Jahren gestorben. Von 1978 bis 1990 war er Pfarrer in der Kirchengengemeinde Wolfhagen und Dekan des Kirchenkreises Wolfhagen.
Reinhart Weinbrenner wurde 1934 in Kayin in China geboren, wo sein Vater Ferdinand Weinbrenner von 1920 bis 1938 als Missionar tätig war. Aufgewachsen ist Reinhart Weinbrenner in Altenhasungen; dort wirkte sein Vater seit 1940 als Pfarrer. Weinbrenner besuchte von 1945 bis 1948 die Mittelschule in Wolfhagen und danach die Wilhelmsschule in Kassel, wo er sein Abitur ablegte. Nach dem Theologiestudium in den 1950er Jahren absolvierte er sein Vikariat in Kassel-Nordshausen. Nach seiner Ordination im Jahr 1962 – durch Prälat Erich Vellmer – wurde Reinhart Weinbrenner Hilfspfarrer in Helmighausen, ehe er 1967 zum Pfarrer in Zierenberg ernannt wurde. Als Kreismännerpfarrer hat sich Weinbrenner sehr für die Ausbildung von Lektorinnen und Lektoren eingesetzt. 1978 übernahm er nach der Pensionierung von Otto Wassermann (1913-2000) das Amt des Dekans des Kirchenkreises Wolfhagen und des Pfarrers der ersten Pfarrstelle der Kirchengemeinde Wolfhagen. 1991 gab Reinhart Weinbrenner sein Amt als Dekan auf und wurde Pfarrer in Waldeck-Höringhausen. 1996 trat er in den Ruhestand und lebte seit der Zeit in Kassel.
Dekan Weinbrenner hat sich in Wolfhagen durch hohe theologische Präsenz einen Namen gemacht. Seine Predigten wurden gern gehört. In einem Predigtband, den der Kirchenkreis Wolfhagen zum 70. Geburtstag des Altdekans herausgegeben hat, schrieb Bischof Dr. Martin Hein: »Die Leidenschaft, die er für die Theologie entwickelt hat, ist mit dem Eintritt in den Ruhestand nicht verlorengegangen. Noch heute spürt man sie, wenn Reinhart Weinbrenner in seinen ehemaligen und anderen Gemeinden zum Predigtdienst gerufen wird. Es gibt viele, die sich den Termin im Kalender notieren. Und wenn sie kommen und hören, gehen sie beschenkt nach Hause. Denn sie haben einen Menschen erlebt, dem man abspürt, wie er sich mit dem Text auseinandergesetzt hat und auch damit, schwierige theologische Sachverhalte in die Sprache des Alltags zu übersetzen. Es ist ein großes Verdienst Weinbrenners, dass er, wo er gewirkt hat und immer noch wirkt, beigetragen hat zu einer hohen Predigtkultur.«
Ein besonderes Anliegen Weinbrenners war auch die Pflege der Partnerschaft zu den Gemeinden in der DDR. Die von seinem Vorgänger initiierten Begegnungen der Partnergemeinden hat er leidenschaftlich fortgesetzt. Als Posaunenbläser und als Sänger im Kirchenchor hat Reinhart Weinbrenner gern und leidenschaftlich mitgewirkt. Die Geschichte der Wolfhager Stadtkirche hat Reinhart Weinbrenner sehr interessiert. Im Rahmen der Umgestaltung der Kirche in 2009/2010 hat er die Baugeschichte der Stadtkirche präzise theologisch eingeordnet.
Reinhart Weinbrenner hinterlässt seine Frau Ingrid und drei erwachsene Kinder mit deren Kindern. Die Trauerfeier in der Kapelle des Hauptfriedhofs in Kassel beginnt am Samstag, 6. Mai, um 11 Uhr. Die Trauerfeier leitet der ehemalige Vikar von Reinhart Weinbrenner, Dekan Christian Wachter (Schwalmstadt); Kirchenmusikdirektor Bernd Geiersbach spielt die Orgel. Der Posaunenchor Kassel-Kirchditmold, in dem Reinhart Weinbrenner mitgewirkt hat, gestaltet – ergänzt durch Wolfhager Gäste – den Gottesdienst mit.
Das Foto zeigt Reinhart Weinbrenner (links) zu Beginn der Förderphase zur Kirchenrenovierung im Mai 2009 zusammen mit (von links) den Kirchenvorstehern Carsten Opfermann, Werner Kepper und dem ehemaligen Kirchenkreisamtsleiter Wolfgang Wicke.
[Autor: Günther Dreisbach]