Schlafzimmerschrank und
Orgel
Eindrucksvolle Abendmusik in Leckringhausen
Um es vorweg zu sagen: Es war ein schöner Abend in der kleinen
Dorfkirche von Leckringhausen. Da kommt man nach einer arbeitsreichen Woche zu
einer Abendmusik in die kleinste Kirche des Kirchenkreises und geht groß
beschenkt nach Hause. Anne Petrossow und Renate Walprecht sind zusammen mit
Bernd Geiersbach „die Schuldigen“ dafür.
Bernd Geiersbach hat eine besondere Beziehung zu Leckringhausen. In
Leckringhausen hatte er Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts seine
erste Stelle als Organist. Er berichtet eindrücklich von einem Gottesdienst an
einem Sonntag Mittag, wo plötzlich der Ein-und-Aus-Schalter der Orgel während
der Predigt von Pfarrer Kalden zu brennen begann. Geiersbach, Mitglied der
Feuerwehr, zog beherzt den Stecker der Orgel aus der Steckdose. Größere
Reparaturen hat es an der Orgel nie gegeben. Alle 25 Jahre müsse man eine Orgel
schon richtig sauber machen. Das aber sei in Leckringhausen nie geschehen.
„Stellen Sie sich vor, Sie machen 25 Jahre nie hinter ihrem
Schlafzimmerschrank sauber!“ mahnt Geiersbach die Zuhörer und macht
eindrücklich deutlich, wie wichtig die Maßnahme, die jetzt eingeleitet ist, nun
auch ist. Noch besser als bisher kann der Gemeindegesang in wenigen Monaten
gestützt werden. Nach der erfolgten Renovierung klingt die Orgel erst richtig
gut. „Merken Sie sich den Klang von heute Abend! Sie werden sich
wundern!“
Nach dem kleinen Referat von Bernd Geiersbach waren wohl alle Zuhörer
davon überzeugt: Hier sind wir richtig. Es lohnt sich, bei diesem Projekt
mitzumachen.
Und dann gab es wunderschöne Musik. Zwei Sängerinnen, die im
Kirchenkreis Wolfhagen schon seit vielen Jahren einen guten musikalischen Namen
haben, erfreuten die Besucherinnen und Besucher in der wieder einmal vollen
Kirche durch hervorragenden Gesang. Den Zuhörern wurde gute Kost geboten: Duette
aus Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“. Zwar kam „Weh
ihnen, dass sie von mir weichen“ für Besucher, die nicht regelmäßig
Oratorien besuchen, etwas fremd daher, hat aber dem guten Gesamteindruck des
Abends keinen Abbruch getan. Ausdrucksstark und glaubwürdig war der Gesang der
beiden aus Volkmarsen und Zierenberg stammenden Damen, vor allem auch bei der
Messe von Josef Gabriel Rheinberger. Bernd Geiersbach begleitete sie am Klavier
und spielte schließlich Präludien von Carl Piutti und Felix Mendelssohn
Bartholdy. Das war hervorragend gespielt; aber mit der renovierten und durch
zwei Register erweiterten Orgel … Es ist nicht auszudenken.
Kein Beifall zwischen den einzelnen Stücken, dafür aber am Schluss,
Dank von der sichtlich erfreuten Pfarrerin Brigitte Engelhardt-Lenz, und dann
als krönender Abschluss des Abends ein Engellied aus Humperdincks Oper
„Hänsel und Gretel“: „Abends, will ich schlafen gehn“. Das
war ein rundherum schöner Abend. Gut, dann man diese Reihe ins Leben gerufen
hat. Und ein kräftiger Beweis dafür, dass gute Kirchenmusik, nicht nur etwas ist
für große Kathedralen, sondern auch für kleine Dorfkirchen. Schön, Ihr
Leckringhäuser, dass Ihr so etwas auf die Beine stellt.