Pfarrer Hans Jürgen Basteck schließt die Tür der evangelischen
Stadtkirche und Pfarrer Marek Prus öffnet die Tür von Sankt Maria. Die
evangelische Gemeinde ist zu den Gottesdiensten willkommen.
Unkomplizierte ökumene
Evangelische Gottesdienste in Sankt Maria
Es ist eine schöne ökumenische Geste, aber auch eine
Selbstverständlichkeit. 1989, als die katholische Kirche St. Maria wegen
Asbestschäden renoviert werden musste, waren die katholischen Christen und
Christinnen ganz selbstverständlich ein Dreivierteljahr Gast in der
evangelischen Stadtkirche. Dort haben sie sich nicht als “Gäste und Fremdlinge”
gefühlt, sondern als “Mitbürger der Heiligen und als Gottes Hausgenossen”
(Paulus an die Epheser, Kapitel 2, Vers 19).
Gemeinsame Osternacht
In dieser Zeit wurde, am 26. März 1989, sogar die Osternacht
ökumenisch gefeiert – an zwei Altären. Das war zugegebenermaßen eine ökumenische
Sensation. Dieter Heimbürge hat in der Festschrift der katholischen
Kirchengemeinde die Tatsache der ökumenischen Gastfreundschaft als Anschub für
die ökumene in Wolfhagen bezeichnet. Seit dieser Zeit habe sich das ökumenische
Bewusstsein in Wolfhagen stetig weiterentwickelt.
Und so ist es nur folgerichtig, dass die evangelische Gemeinde jetzt
Gast in der katholischen Kirche ist. So wie die katholische Gemeinde vor 22
Jahren, muss allerdings die Gottesdienstzeit verändert werden. Weil die
katholische Gemeinde um 11 Uhr ihre Heilige Messe feiert, beginnt der
evangelische Gottesdienst von Karfreitag an bereits um 9.30 Uhr. Wie großzügig
die Verantwortlichen der katholischen Gemeinde mit der Situation umgehen, zeigt
sich aber auch darin, dass an den beiden Konfirmationssonntagen der evangelische
Gottesdienst um 10.00 Uhr beginnen kann. Pfarrer Marek Prus und die
Verantwortlichen von Sankt Maria haben kurzerhand die Feier der heiligen Messe
auf 18 Uhr angesetzt. So unkompliziert kann ökumene sein.
Eine Pfarrerin am Altar von Sankt Maria
übrigens: Den ersten evangelischen Gottesdienst am Karfreitag in St.
Maria leiten Pfarrer Hans Jürgen Basteck und Vikarin Andrea Brede-Obrock
gemeinsam. Eine evangelische Theologin am Altar von St. Maria – seit 1985,
seitdem Pfarrerin Erika von der Fechte in Wolfhagen ist, ist das ökumenische
Selbstverständlichkeit.
So kann sich die evangelische Gemeinde freuen auf Gottesdienste in
einem schönen gottesdienstlichen Raum. Für die evangelische Gemeinde ist St.
Maria bis zum Dezember die evangelische Kirche. Da wird dann wahr, was der
Dichter des 26. Psalms so ausdrückt: HERR, ich habe lieb die Stätte
deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt. Für sieben Monate
ist das Sankt Maria. Und dann freut sich die evangelische Gemeinde wieder auf
Gottesdienste in der Stadtkirche, hoffentlich mit guten ökumenischen Gedanken
erfüllt.