Machen wir uns auf die Socken
Erinnerung an die Ortsgründung in Leckringhausen
Seit 1999 feiert die Gemeinde in Leckringhausen immer am 17. Juni das
Hugenottenfest zur Erinnerung an die Ortsgründung im Jahr 1699 und an das
Schicksal der französischen Glaubensflüchtlinge. Gemeinsam mit dem
Hugenottenverein wird das Fest gestaltet. Am Wochentag wird eine Andacht
gehalten; diesmal, am Sonntag, ein Festgottesdienst.
Die kleine Dorfkirche war voll besetzt. Man sah Pfarrerin Ursula
Breul die Freude darüber an. Sie begrüßte besonders Pröpstin Katrin
Wienold-Hocke, die erstmals in Leckringhausen zu Besuch war. „Unsere
Pröpstin ist gekommen“, begrüßte die Ortspfarrerin die Bischofsvertreterin
aus dem Sprengel Kassel. Katrin Wienold-Hocke ist in Wolfhagen aufgewachsen.
Viele ihrer früheren Weggefährten haben es sich deshalb auch nicht nehmen
lassen, den Festtag in Leckringhausen mit zu feiern.
Mit Herzen, Mund und Füßen
in die Nachfolge
gerufen
In ihrer Predigt berichtete die Pröpstin zunächst, dass sie sich am
Morgen „auf die Socken gemacht“ habe. Sie spielte an auf die Arbeit
der Strumpfwirker. Sie seien es gewesen, die sich Ende des 17. Jahrhunderts im
Leckringhausen niedergelassen hätten. Dadurch wäre das Leben in der kleinen
Gemeinde reicher geworden. Mit einem solchen Fest werde das Bewusstsein, zum
Beispiel auch für die Sozialgeschichte, geschärft. Die Hugenotten hätten
sich
in ihrer französischen Heimat für ihren Glauben eingesetzt. Dieser
Glaube habe sie nach Leckringhausen gebracht. Dieser Glaube kenne keine
Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Ausländern und Einheimischen, Dorf und
Stadt. Alle seien mit Herzen, Mund und Füßen in die Nachfolge gerufen. Der
Landgraf im 18. Jahrhundert habe sich für die Hugenotten eingesetzt. Er habe
teilen wollen und habe gehofft, dass er dadurch nicht ärmer wird; und er sei es
auch nicht geworden.
Frieden und Gerechtigkeit
Katrin Wienold hocke bezeichnete es als wichtig, auch heute noch
diese Geschichten zu erzählen. Auch deshalb, weil die Bibel von dem wandernden
Gottesvolk erzähle. Sie erinnerte daran, dass die jüdischen Gemeinden immer
wieder neu den Aufbruch feiern. Beim Passafest würden sie an die Befreiung aus
ägypten denken. Mose habe dem ägyptischen Pharao widersprochen. Diese und solche
Erinnerungen sprächen von Gott und machten deutlich, dass Gott den Ohnmächtigen
beistehe. Menschen könnten sich immer weiter konzentrieren auf den Weg von
Frieden und Gerechtigkeit.
Die Hugenotten seien Fremdlinge im eigenen Land gewesen weil sie ihre
überzeugung nicht hätten sagen dürfen. Es sei ihnen gegangen wie Christen in
islamischen Ländern, die auch handfest unterdrückt würden. Der Landgraf damals
sei ein hilfsbereiter Glaubensbruder gewesen. Aber auch Menschen vor Ort hätten
den Hugenotten beigestanden. Gemeinsam hätte man Gottesdienst gefeiert, Gottes
Wort gehört, Psalmen gesungen. Die zehn Gebote seien den Hugenotten immer
wichtig gewesen, sichtbare Orientierung. Zum Glauben gehöre, dass man sich nicht
einrichte, sondern unterwegs sei, Grenzen überschreite und sich dafür einsetzte,
dass fremde Unterstützung erfahren. Zu dem guten Gedächtnis gehöre deshalb auch
die Dankbarkeit für 300 Jahre erfahrene Lebensgeschichte. „Machen wir uns
auf die Socken“, schloss die Pröpstin ihre Predigt.
Pfarrerin Ursula Breul gestaltete die Liturgie des Gottesdienstes;
Lorene Kuhaupt gestaltete den Gottesdienst an der Orgel mit.
Fester Platz in der Gemeinde
Nach dem Gottesdienst wurde die Pröpstin von den
Gottesdienstbesuchern freundlich begrüßt. Es wurden viele Erinnerungen an
frühere Zeiten ausgetauscht. Beim Hugenottenstübchen gab es schließlich noch den
ganzen Tag über ein freundliches Beisammensein mit dem Austausch von
Erinnerungen. Bei herrlichem Sonnenschein wurde in der Kirche noch ein Film über
die Hugenotten gezeigt. Das Hugenottenstübchen hatte den ganzen Tag über
geöffnet. Rege wurde davon Gebrauch gemacht. Wieder einmal wurde deutlich, die
Erinnerung an die Glaubensflüchtlinge hat einen festen Platz in der kleinsten
Gemeinde des Kirchenkreises Wolfhagen.
Freundlich begrüßt die Kasseler Pröpstin die Gottesdienstbesucher
beim Verlassen der Kirche.
Solch einen guten Gottesdienstbesuch wünscht man sich in der kleinen
Dorfkirche bei jedem Gottesdienst. Aber wenn die Pröpstin da ist, ist das schon
etwas besonderes.
Pröpstin Katrin Wienold-Hocke und Ortspfarrerin Ursula Breul freuen
sich über einen gelungenen Gottesdienst.
Beim Hugenottenstübchen war alles schön vorbereitet. Es gab gutes
Essen und viele gute Gespräche über die früheren Zeiten.