Der Posaunenchor der Kirchengemeinde Wolfhagen vor dem Portal der
Kirche St. Wigberti in Heldrungen in 1985, zusammen mit dem damaligen Heldrunger
Ortspfarrer, Dieter Hirsch.
Club-Cola in Heldrungen
Erinnerungen des Posaunenchores
Der Posaunenchor Wolfhagen wird am Mittwoch, 4.
Juli, ein Konzert in der St.-Wigberti-Kirche in Heldrungen geben. Beginn ist
19:30 Uhr. Das berichtet das Gemeindeblatt der Evangelischen
Regionalgemeinde Artern / Heldrungen. Der Posaunenchor befindet sich auf
einer Reise, die ihn nach Usedom führt. Auf dem Weg dorthin macht der
Posaunenchor in Wolfhagen Partnergemeinde Station.
Schon öfter war Heldrungen das Ziel des
Posaunenchores. Angefangen hat das bereits zu Zeiten der DDR. Bereits 1985
hat der Posaunenchor Heldrungen besucht.
Für alle, die dabei waren, wurden die Begegnungen
zu bleibenden Erinnerungen. Dietrich Weinbrenner schrieb dazu im Jahr 2000
für die Festschrift zum 75 jährigen Jubiläum des Posaunenchores:
Besonders die Fahrt nach Heldrungen wirkt
rückblickend wie eine Geschichte aus einer anderen Welt. An der Grenze
hieß es anhalten und gefilzt werden. Jede Tasche, jeder Trompetenkoffer
wurde bis in die intimste Ecke inspiziert, Reisepässe kritisch beäugt,
so dass man kurzfristig überlegte, ob man nicht doch etwas auf dem
Kerbholz hatte. Erleichtert waren alle, als der Zug endlich wieder
rollte und später dann in Heldrungen einfuhr.
Sehr freundlich wurden wir begrüßt und mit den
verfügbaren Trabanten zu den privaten Unterkünften gebracht, wobei manch
ein Trabbi komplett mit Tuba/Posaunenkoffer ausgefüllt war.
Schnell wurden die Reisetaschen bei den
Gemeindemitgliedern abgestellt, um umgehend zum Martin-Luther-Raum
(Gemeindehaus, Straße der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft) zum
offiziellen Empfang durch Herrn Pfarrer Hirsch zu gehen. Die Begrüßung
dauerte jedoch nur kurz, da natürlich für das Konzert am folgenden Tag
nochmals geprobt und die Akustik der Kirche getestet werden musste. Die
Zeit war knapp, da wir am nächsten Tag zunächst in die Kreisstadt Artern
mussten, um uns dort anzumelden und unser Geld zwangsweise umzutauschen.
Das Meldeamt mit großen Bildern des Staatsratsvorsitzenden Erich
Honecker, außerdem der Mangel an Gelegenheit, das umgetauschte Geld
gegen sinnvolle Konsumgüter einzutauschen, sind kaum vergessen. Zurück
in Heldrungen wurde vor dem Konzert noch das Wasserschloss
besichtigt.
Nach dem Konzert saßen wir mit der kirchlichen
Jugend bis spät in die Nacht im Martin-Luther-Raum und stellten fest,
dass man es (abgesehen von einer schlimmen
Cola-Imitation-„Club-Cola“) mit einem akzeptablen Bier und
sehr netten und interessanten Menschen zu tun hatte, was manch einen
aufgrund der Schwierigkeiten, um mit diesen zusammen zu kommen, fast
überraschte.
Am nächsten Tag traten wir die Rückfahrt an
und bedankten uns für die Gastfreundschaft. Uns galt der Dank für schöne
Bläserklänge. Trotzdem war die Erleichterung bei fast allen spürbar, als
wir wieder „auf unserer Seite“ der Grenze waren. In Bebra
erklang sodann auf dem Bahnsteig ein kleines Platzkonzert. Vergessen ist
diese Fahrt bei keinem der Teilnehmer. Unvergesslich wegen der Mischung
aus politischer Brisanz des kalten Krieges, dem Zusammentreffen mit
netten deutsch(sprechend)en Christen, den im Gedächtnis haften
bleibenden unvergesslichen Kohl-Rouladen, und den kunstvollen
Zwiebelzopfgeschenken. Der Posaunenchor machte es möglich –
Danke!