Das Klavier überlassen
Ausstellung des Regionalmuseums wird im Evangelischen
Gemeindezentrum eröffnet
                „Legalisierter Raub“ ist das Motto einer Ausstellung, die
                    sich mit dem Fiskus und der Ausplünderung der Juden in Hessen zwischen 1933 und
                    1945 beschäftigt. Die Ausstellung wird am Mittwoch, 16. Januar 2013, ab 19:00
                    Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum in der Hans-Staden-Str. 24 eröffnet.
                Die Ausstellung wird unter der Schirmherrschaft von Landrat Uwe
                    Schmidt verantwortet vom Fritz-Bauer-Institut und dem Hessischen Rundfunk und
                    wird unterstützt von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und dem
                    Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
            
                Von Donnerstag, 17. Januar, bis Sonntag, 7. April 2013, wird die
                    Ausstellung im Regionalmuseum Wolfhager Land zu sehen sein. Die öffnungszeiten
                    sind Dienstag bis Freitag von 10:00 bis 13:00 Uhr und von 14:00 bis 17:00 Uhr
                    und Samstag und Sonntag von 14:00 bis 17:00 Uhr. Für Schulen öffnet die
                    Ausstellung auf Anfrage auch außerhalb der offiziellen öffnungszeiten.
            
                Zur Ausstellung heißt es im Einladungsprospekt: „Da mein
                        Sohn außerordentlich begabt ist, wie auch sein Lehrer bestätigt, bitte ich
                        Sie, mir das Klavier des evakuierten Juden zu überlassen. – Mit dieser Bitte
                        trat 1942 ein Offenbacher Bürger an sein Finanzamt heran. Zu dieser Zeit
                        waren die Finanzämter bereits mit der so genannten Verwertung des Eigentums
                        der Deportierten befasst, das seit der 1941 erlassenen Elften Verordnung zum
                        Reichsbürgergesetz dem „Reich verfiel“. überall kam es zu
                        öffentlich angekündigten Auktionen aus jüdischem Besitz: Tischwäsche, Möbel,
                        Kinderspielzeug, Geschirr, Lebensmittel wechselten den Besitzer. Viele
                        schrieben an die Finanzämter, um sich das begehrte Klavier oder die schönere
                        Wohnung zu sichern. Vorausgegangen waren ab 1933 zahlreiche Gesetze und
                        Verordnungen, die auf die Ausplünderung jüdischer Bürger zielten. Umgesetzt
                        wurden sie von beamten der Finanzbehörden in Kooperation mit weiteren
                        Institutionen. In der Folge verdiente das „Deutsche Reich“ durch
                        die Reichsfluchtsteuer an denen, die es in die Emigration trieb, wie an
                        denen, die blieben, weil ihnen das Geld für die Auswanderung fehlte oder
                        weil sie ihre Heimat trotz allem nicht verlassen wollten. Die Ausstellung
                        gibt einen Einblick in die Geschichte des legalisierten Raubs, in die
                        Lebensgeschichten von Tätern und Opfern.“ 
            
                Zu der Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm, das wir
                    in unserem Veranstaltungskalender
                    veröffentlichen.
            
                Zur Begrüßung bei der Eröffnung der Ausstellung spricht Dekan Dr.
                    Gernot Gerlach. Grußworte sprechen der Landrat des Landkreises Kassel, Uwe
                    Schmidt, und der Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen,
                    Dr. Thomas Wurzel. Lutz Kann, der letzte in Deutschland lebende Angehörige der
                    ehemaligen jüdischen Gemeinde Wolfhagen, erinnert sich. Katharina Stengel, vom
                    Fritz-Bauer-Institut, führt in das Thema der Ausstellung ein. Helge Heynold vom
                    Hessischen Rundfunk liest aus Dokumenten zum Thema. Es musizieren Dietlind Roll
                    (Blockflöte), Maike Gränzdörffer (Violoncello) und Dr. Ingeborg Eick-Prinz
                    (Klavier). Beate Bickel, die Geschäftsführerin des Regionalmuseums Wolfhager
                    Land, lädt danach zum Gang durch die Ausstellung ein.