Schlimme Einzelheiten
Mütterkreis informiert sich
in der Gedenkstätte
Breitenau
Am 12. Juni 2013 unternahm der Mütterkreis seinen
Jahresausflug zur Gedenkstätte Breitenau. Nachdem wir im vergangenen Jahr
den ITS – den Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen – besucht und vom
Schicksal von Millionen Menschen während der NS-Zeit gehört hatten, war es uns
ein Anliegen, uns über das Arbeits- und Erziehungslager Breitenau zu
informieren.
In einem Film und beim Besuch der künstlerischen
Ausstellung sowie einer Führung durch den Leiter der Einrichtung, Herrn Dr.
Richter, erfuhren wir die teilweise sehr schlimmen Einzelheiten aus der
Geschichte des Klosters:
1874 wurde im ehemaligen Benediktinerkloster Breitenau
ein Arbeitshaus eingerichtet; eine „Besserungsanstalt“ für Menschen,
die als „arbeitsscheu“ bezeichnet wurden, Bettler, Landstreicher und
Prostituierte. Außerdem wurden dort auch Jugendliche eingewiesen, die
als „verwahrlost“ galten. In die sehr große
Klosterkirche wurde eine Wand eingezogen. Auf der einen Seite feiert die
Evangelische Kirchengemeinde Guxhagen bis heute ihre Gottesdienste und auf der
anderen Seite lagen die Zellen der Inhaftierten.
Lilli Jahn – Konrad Trageser – Katharina
Staritz
Während der NS-Zeit war Breitenau zunächst ein frühes
Konzentrationslager für deutsche politische Gegner aus dem Regierungsbezirk
Kassel und während des Zweiten Weltkriegs ein sogenanntes Arbeitserziehungslager
der Gestapo Kassel. Die Hauptfunktion bestand darin, ausländische Zwangsarbeiter
und Zwangsarbeiterinnen, die sich dem Arbeitseinsatz widersetzt hatten, durch
harte Bestrafung gefügig zu machen. Auch viele bekannte Persönlichkeiten wie die
Immenhäuser jüdische ärztin Lilli Jahn, der katholische Pfarrer Konrad Trageser
und die evangelische Theologin Katharina Staritz waren in Breitenau
inhaftiert.
Nach dem Krieg wurden die Täter und Mittäter von
deutschen Spruchkammern und Gerichten gar nicht oder kaum bestraft. Gleichzeitig
wurden ihnen verschiedene Möglichkeiten geboten, sich in die Gesellschaft zu
integrieren.
Die ehemaligen Gefangenen hatten dagegen keinen
Anspruch auf Entschädigung, und auch eine gesellschaftliche Würdigung wurde
ihnen versagt. Erst seit den 90er Jahren trat hier eine Veränderung ein, die
allerdings für viele Verfolgte zu spät kam. Die Geschichte des
Arbeitserziehungslagers Breitenau war viele Jahre verdrängt worden.
Wagenfurth und Lobenhausen
Nach dem Besuch der Gedenkstätte waren Kaffee und
Waffeln im Café Mocca in Wagenfurth an der Fulda für uns bestellt. In intensiven
Gesprächen und beim anschließenden Besuch der Kirche der Seligpreisungen in
Lobenhausen konnten wir das Gesehene und Gehörte gut verarbeiten. Um 19 Uhr
brachte uns der Bus wohlbehalten nach Wolfhagen zurück.