Bischof Dr. Hein hier als aufmerksamer Zuhörer beim Vortrag von
Professor Sennhauser aus der Schweiz.
Verbindendes Band
Bischof Dr. Hein zum Taufsakrament
»Wer in einer mittelalterlichen Kirche gräbt, dringt schnell in vergangene
Jahrhunderte vor. Immer wieder ergeben sich bei Kirchensanierungen darum
neue Erkenntnisse über das Gebäude, die Vorgängerbauten, Bestattungen oder
andere Sachverhalte. Nur selten allerdings bieten die Befunde Anlass, eine
größere wissenschaftliche öffentlichkeit damit zu befassen, um das Bild
einer bestimmten Epoche oder Region in den Blick zu nehmen und aufgrund der
aktuellen Erkenntnisse neu zu justieren. Die Funde in der Wolfhager
Stadtkirche scheinen eine solche Ausnahmeerscheinung zu sein.« So grüßte
einer der drei Schirmherren der Fachtagung, Bischof Prof. Dr. Martin Hein,
am Samstagvormittag die Teilnehmer. Zuvor hatte er am Vormittag die Vorträge
der Professoren Dr. Vogel (Rom) und Sennhauser (Bad Zurzach) aufmerksam
verfolgt.
Tausendjährige Tradition
Ohne dass er sich kompetent in die Fachdiskussion einbringen könne, möchte
er doch einen theologischen Aspekt betonen: Die hier ausgegrabene
Taufanlage, die wohl aus der Zeit vor der vorletzten Jahrtausendwende
stamme, verweise damit auf eine tausendjährige Tradition der Taufe in
Nordhessen. Das sei eine bemerkenswerte Kontinuität.
2007 hätten im Magdeburger Dom zahlreiche christliche Kirchen eine
Vereinbarung über die wechselseitige Anerkennung der Taufe unterzeichnet.
Darin heißt es: »Als Teilhabe am Geheimnis von Christi Tod und
Auferstehung bedeutet die Taufe Neugeburt in Jesus Christus. Wer dieses
Sakrament empfängt und im Glauben Gottes Liebe bejaht, wird mit Christus
und zugleich mit seinem Volk aller Zeiten und Orte vereint. Als ein
Zeichen der Einheit aller Christen verbindet die Taufe mit Jesus
Christus, dem Fundament dieser Einheit. Trotz Unterschieden im
Verständnis von Kirche besteht zwischen uns ein Grundeinverständnis über
die Taufe.«
über Räume und Zeiten
Die Taufe sei ein verbindendes Band über Räume und Zeiten hinweg, betonte
der Kasseler Oberhirte. Nicht nur in der Generationenfolge, sondern auch
durch die Taufe seien wir mit den Menschen verbunden, die vor uns an diesem
Ort lebten, wirkten und starben. Bis heute würden in der Wolfhager
Stadtkirche Menschen getauft. Manches in der Taufpraxis habe sich in den
letzten Jahrzehnten verändert, nicht zuletzt, weil sich die Strukturen von
Familien und Lebensformen stark verändert hätten. Aber bis heute würden
Menschen durch die Taufe in das Heilshandeln Gottes mit uns Menschen hinein
gestellt – und stellten sie damit zugleich hinein in den Zusammenhang aller
Getauften, ein Zusammenhang, der uns über Räume und Zeiten hinweg
verbinde.
In diesem Horizont seien die Ergebnisse der Fachtagung nicht nur
historisch und archäologisch von Interesse. Sie verweisen auch auf die
Bedeutung der Taufe und bieten sich daher als Anknüpfungspunkt für das
aktuelle Nachdenken und die Einladung zur Taufe an.