Bei der abschließenden Gesprächsrunde vor dem Altar: Prof. Dr. Lothar
Vogel, Prof. Dr. Hans Schneider, Dr. Jürgen Kneipp, Dr. Thorsten Sonnemann,
Norbert Gebauer M. A., Rudolf Möse, Prof. Hans Rudolf Sennhauser, Prof. Dr. Karl
Heinemeyer, Karl-Heinz Schubert und Dekan Dr. Gernot Gerlach.
Saubere Lösungen
Wie geht es jetzt weiter?
Bis zum Schluss der archäologischen Fachtagung konnte die Spannung
gehalten werden. Auch die beiden letzten Vorträge machten noch einmal deutlich,
dass es wichtig war, die Tagung zum gegenwärtigen Zeitpunkt durchzuführen.
Dabei war am Samstagnachmittag nur noch ein Vortrag geplant. Aber
Professor Hans Rudolf Sennhauser aus der Schweiz hatte in der Nacht zum Samstag
noch schnell seine Erkenntnisse vom erstmaligen Besuch der Stadtkirche
zusammengefasst und einen weiteren Vortrag angeboten. Das Podiums- und
Plenumsgespräch, das zum Abschluss der Tagung geplant war, wurde deshalb
kurzerhand abgesagt.
Chatten und Bonifatius
Zunächst hatte sich Prof. Dr. Karl Heinemeyer aus Erfurt sehr
ausführlich mit der politischen Situation im nordhessischen Raum bis zum 13.
Jahrhundert auseinandergesetzt. Das war eine Geschichtsstunde erster Güte, bei
der man viel erfuhr von den Chatten und von Bonifatius, von der Büraburg und dem
Mainzer Bistum. Ausführlich wurde der Vortrag des emeritierten Erfurter
Professors besprochen. Auch hier merkte man wieder, wie interesssiert das
Publikum ist und wie es auch in der Lage ist, kontrovers zu diskutieren.
Bettelorden in Wolfhagen?
Professor Hans Rudolf Sennhauser war es dann, der deutlich machte,
dass man mit einem älteren Zustand der Kirche habe rechnen müssen. Er stellte
einige Theorien auf, zum Beispiel, dass es an der Kirche im nördlichen Bereich
eine weitere Arkade gegeben hat; das mache dann den Fundort des Taufbeckens
logisch. Wahrscheinlich habe es in der Kirche auch einen Lettner gegeben. Die
Marienkapelle sei wahrscheinlich keine Kapelle, sondern ein Kapitelsaal gewesen
für ein Stift, das es möglicherweise gegeben habe. Die Anordnung der zwei und
drei Stufen im Altarraum weise darauf hin, dass es sich hierbei um einen
Bettelorden gehandelt haben könne. Die Tür nach Süden, von den Wolfhagern als
Hochzeitstür bezeichnet, sei sehr ungeschickt angebracht für den Hochaltar, der
in der Kirche gestanden habe. Hier habe es sich wahrscheinlich um eine Totentür
oder um eine Tür zum Einzug der Kleriker gehandelt.
Professor Sennhauser machte den Wolfhager Verantwortlichen Mut, nicht
mit den überlegungen aufzuhören, bis saubere Lösungen gefunden worden seien.
Grabungen, die man nicht zum Verständnis durchgeführt habe, wären besser nie
gemacht worden.
Zufriedenheit
Und dann ging alles ganz schnell. Rudolf Möse, der den Nachmittag
moderierte, bat alle Referenten nach vorn für ein Schlusswort. Die waren genauso
überrascht wie die Teilnehmer, die auf eine Abschlussdiskussion gewartet hatten.
Aber die war zeitilich nicht mehr drin, weil man pünktlich fertig sein wollte.
Beim Abschluss lobten die Referenten noch einmal die Sorgfalt, mit der man sich
in Wolfhagen mit der Historie beschäftige. Dekan Dr. Gernot Gerlach und Rudolf
Möse, die beiden Tagungsleiter, strahlten große Zufriedenheit aus.
Dann gab es noch vor dem Altar für jeden Referenten eine Flasche
Wolfhager Kirchenwein – und die Kirche konnte wieder hergerichtet werden für den
Sonntagsgottesdienst.
übrigens: Bei einem kurzen Nachgespräch lobten die Referenten auch
die geistliche Einbettung der Tagung mit Abendgebet, Morgengebet und Reisesegen
und hoben das gute ökumenische Klima hervor, das bei der Tagung geherrscht habe.
Gern verweisen wir auf den Bericht der HNA, der in der Druckausgabe
noch erscheint, den Sie hier aber schon einmal lesen können.
Unsere Fotostrecke von der Fachtagung finden Sie hier.