Gottesdienstbesucher bestaunen die Ausgrabungen


Fundament abgesenkt


Romanische Kirche geplant oder vollendet?

In dieser Woche beginnen die Arbeiten an dem Versorgungsanbau der
Stadtkirche. Der ist erforderlich als Stuhllager und als Lager für die Podeste,
die für kirchenmusikalische Veranstaltungen gebraucht werden. In dem
Versorgungsanbau soll auch eine Toilette untergebracht werden. Mit der
Fertigstellung wird auch der Behinderteneingang wieder zugänglich.

Nach dem gestrigen Taufgottesdienst in der Stadtkirche hatten die
Gottesdienstbesucher letztmalig Gelegenheit, die Grabungsstätte zu betreten.
Dabei erhielten sie wichtige Informationen über den Stand der Grabungsarbeiten –
und die aus erster Hand. Der Archäologe Norbert Gebauer (Bischoffen), der auch
bei der Fachtagung im Juni einen Vortrag gehalten hatte, hatte in den letzten
Wochen noch einmal Grabungsarbeiten durchgeführt; jetzt stand er den
Gemeindegliedern zur Verfügung, um seine Thesen zu erläutern.


Kirche war in Benutzung

Auf der 160 cm breiten Mauer ist vermutlich Mitte des 15.
Jahrhunderts ein Gotteshaus gebaut worden. Das Fundament zu einer romanischen
Kirche ist in der Achse gefunden worden, in der die Taufanlage mittig platziert
gewesen ist. Im Westbereich hat sich allerdings das Fundament um 20 Zentimeter
abgesenkt. Das hatte wahrscheinlich den Einsturz der Baukonstruktion zur Folge,
so dass man den Bau des Gotteshauses aufgegeben habe. Die Grundkonstruktion der
Kirche wurde schließlich von Osten nach Norden verschoben. Norbert Gebauer
vertritt die Auffassung, dass die romanische Kirche einst vollendet und in
Benutzung war, dass man aber nach dem Einbruch den Raum aufgegeben habe.

Dekan Dr. Gernot Gerlach meint, dass die Planung für den Bau der
romanischen Kirche realisiert worden sei, dass sich aber im Bauvollzug das
Fundament gesenkt und man deshalb den Bau verschoben habe.

Mit großem Interesse verfolgten viele der Gottesdienstbesucher die
Ausführungen und nutzten diese letzte Gelegenheit, die Grabungsstätte noch
einmla zu betreten.

Fotos: Renate Dreisbach