Kirchliche Tätigkeit
nicht eingestellt
Hermann Witkugel vor 25 Jahren geehrt
Am heutigen Tage ist es 25 Jahre her, dass die Evangelische
Kirchengemeinde Ziegenhain an ihrem Gemeindehaus eine Gedenktafel für
Hermann Witkugel angebracht hat. Warum ist das für Wolfhagen interessant?
Witkugel lebte von 1946 bis 1978 in Wolfhagen, war Mitglied des
Kirchenvorstandes, Ehrenvorsitzender des CVJM und Kirchenältester. Viele
Generationen sind durch seine leidenschaftliche Kindergottesdienstarbeit
geprägt.
Seine
Liebe zu seiner Kirche, zu seinem Glauben, seine Liebe zu Christus als
seinem Herrn hat dazu beigetragen, dass ihm sein Leben schwer gemacht wurde.
1891 war er in Kassel geboren. In den Jahren 1898 bis 1901 besuchte er die
Städtische Vorschule in Kassel. In Folge häufiger Versetzungen seines Vaters
war er seit Ostern 1901 Schüler in verschiedenen Orten. Nach seiner
Ausbildung zum Verwaltungsbeamten kam er 1921 nach Ziegenhain. Dort war er
büroleitender Beamter, von 1939 bis 1945 in Schlochau im Bezirk
Schneidemühl, im deutschen Osten. Ab April 1947 wurde ihm in Wolfhagen der
Posten als Regierungsamtmann beim Landratsamt Wolfhagen übertragen.
„Regierungsamtmann“ das war in diesen Jahren der büroleitende
Beamte, der auch den Landrat gelegentlich zu vertreten hatte. Bis 1956 hatte
Witkugel dieses Amt inne. Hermann Witkugel, der 1978 im Alter von 87 Jahren
starb, war verheiratet; seine Frau war bereits 1964 gestorben.
Von tiefem Glauben geprägt
Wegen seiner religiösen Einstellung und seiner Tätigkeit in der Kirche und
im CVJM wurde er 1939 in den deutschen Osten strafversetzt. Er hätte diese
Versetzung verhindern können, wenn er einem Rat gefolgt wäre, seine
kirchliche Tätigkeit einzustellen. Er hat es jedoch, wie er später auch der
Spruchkammer in Treysa mitgeteilt hat, vorgezogen, aus Gewissensgründen eine
Strafversetzung auf sich zu nehmen. Er hat unter dem Regime Adolf Hilters
sehr gelitten. Das hat er nie abstreifen können. Aber er hat immer gewusst,
dass sein Sterben nur der übergang ist in ein schöneres Leben. Das hat er so
fest geglaubt, dass man eigentlich nur froh sein konnte, dass er von seinem
Altersleiden erlöst wurde. Auf seinem Grabstein auf dem Wolfhager Friedhof
war ein Wort aus der Offenbarung zu lesen: »Selig sind die Toten, die in dem
Herrn sterben.«
In der Kirchenchronik von Ziegenhain ist zu lesen: »Herrn Witkugels
bewusst christliche Haltung machte ihn bei den Parteistellen unbeliebt.« Als
er 1939 nach Schlochau versetzt wurde, gab es einen großen
Abschiedsgottesdienst, zu dem Menschen aus dem gesamten Kirchenkreis
Ziegenhain zusammengekommen waren. Das alles hat dazu geführt, dass die
Kirchengemeinde Ziegenhain Hermann Witkugel die Ehre erwies und am
Gemeindehaus heute vor 25 Jahren eine Gedenktafel anbrachte.
Kindergottesdienst in Wolfhagen
Für den Autor dieses Beitrages war es ein großes Geschenk, Hermann
Witkugel persönlich kennen zu dürfen. Er war ein Freund des Posaunenchores
und hat die CVJM-Arbeit in Wolfhagen in ganz starkem Maße geprägt. Er hat
von 1946 bis weit in die 1960er Jahre den Kindergottesdienst in Wolfhagen
und im Altersheim viele Gottesdienste geleitet. In der Stadt
Wolfhagen galt Hermann Witkugel als ein freundlicher und liebenswürdiger
Mitbürger