Redet, was gut ist,was erbaut
und was notwendig ist,
damit
es Segen bringe denen,
die es hören.
Epheser 4,29
Drei entscheidende Eigenschaften sollen unser Reden als
Christenmenschen kennzeichnen, ja unverwechselbar machen: gut soll es sein,
aufbauen soll es und Segen bringen. Die Ermunterung aus dem Epheserbrief
beschreibt ein Alleinstellungsmerkmal, an dem wir eindeutig zu erkennen sein
sollen – ein hoher Anspruch! Wer wird ihm gerecht? Ist das überhaupt möglich?
fragen wir. Wird hier nicht etwas gefordert, das doch niemand leisten
kann?
Auf der anderen Seite kennen wir das Gegenteil dessen, was der
Monatsspruch für Februar besagt, aus eigener Erfahrung. üble Nachrede, dummes
Geschwätz, das andere langweilt oder erregt, ja verletzt und oft dauerhaft
beschädigt – dazu fällt uns wohl mehr ein. Und solche Worte sind schnell gesagt
– meist bevor wir überhaupt nach gedacht haben. Einmal gesagt lassen sie sich
nicht wieder einfangen oder gar zurücknehmen, ungesagt machen. Die Bergpredigt
überliefert ein Wort Jesu “Eure Rede sei ja, ja; nein, nein. Was darüber ist,
das ist vom übel” (Mt 5, 37). Ob unser Reden gut ist, zeigt sich daran, dass es
aufbauend wirkt und eben nicht zerstörend. Wie schnell und unbedacht setzen wir
oft lange gewachsenes und erprobtes Vertrauen aufs Spiel! Gutes voneinander
reden und im Gespräch fair miteinander umgehen ist die Erfüllung des 8. Gebots:
Gutes von unserem Nächsten reden und alles zum Besten kehren – so hat Martin
Luther das Gebot erklärt, das dem Monatsspruch zugrunde liegt.
Gerade Kritik und Zurechtweisung kommen nur ans Ziel, wenn sie
aufbauen und nicht zerstören. Das gilt für die öffentliche Rede wie für das
Gespräch unter vier Augen. Wie die Zehn Gebote wollen auch die Ermutigungen des
Neuen Testaments nicht belasten, sondern befreien zu einem gelingenden Leben.
Das wird manchmal übersehen, wenn ein Gebot oder eine Ermahnung aus ihrem
biblischen Zusammenhang genommen werden und für sich allein dastehen. Zu jedem
der Gebote ist immer das erste hinzuzudenken: Ich bin der Herr, dein Gott –
darum kannst du mit deinen Nächsten so reden, dass sie ermutigt, gestärkt,
aufgebaut werden, dass es ihnen ganz einfach gut tut.
Nehmen wir die Jahreslosung 2014 als “überschrift” zu unserem
Monatsspruch: “Gott nahe zu sein ist mein Glück” – oder nach der Lutherbibel
“Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte” (Ps 73,28). Gutes reden hat
also etwas mit unserer Nähe zu Gott zu tun. Ihm als Geber aller guten Gaben
verdanken wir auch unsere Fähigkeit zum Sprechen, zum Nachdenken und Abwägen
dessen, was wir sagen. Damit wir im Gespräch nicht dem Segenswillen Gottes im
Weg stehen, kommt es darauf an, Gutes und Aufbauendes zu sagen. Im Kolosserbrief
steht “Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst,
wie ihr einem jeden antworten sollt” (4, 6). Nicht gepfeffert sollen unsre
Antworten sein, sondern mit Salz gewürzt – damit ist gemeint, sie sollen Witz
und überzeugungskraft enthalten, im guten Sinn gefällig und elegant sein, aber
eben nicht langweilend, ausfällig oder gar verletzend.
Segen soll unser Reden bringen, Segen als Inbegriff all dessen, was
Gott schenkt. Bis zur Textfassung der Lutherbibel von 1912 stand Eph 4,29 an
dieser Stelle noch “holdselig zu hören”.So hatte Luther bereits 1545 übersetzt –
weil eben Segen und der Huld und Güte Gottes kommt.
“Wohltuend” könnte man auch sagen. Das griechische Wort für “Gnade”
steht an dieser Stelle und erinnert daran, dass Gott solche Fähigkeit zu
sprechen und zu schreiben umsonst schenkt, ohne unsre Gegenleistung, “gratis”
eben. Gott will wohl, dass wir ihn um solche Fähigkeit der Mitteilung bitten –
wie um unser täglich Brot Die Möglichkeit, gut, aufbauend und segensreich zu
reden, gehört zu “allem, was not tut für Leib und Leben”, so Luther in der
Erklärung zur 4. Vaterunserbitte.
Auch im Jahr 2014 gehört der Monat Februar für viele zur närrischen
Jahreszeit vor Fastnacht. Gerade die Fastnachtssitzungen leben von Witz und
guten Einfällen, die freilich oft mit beißender Kritik, manchmal mit Häme und
Spott durchsetzt sind. Auf Kosten anderer lachen kann man auch ohne Fastnacht.
Doch auch für gelungene Witze gilt, dass sie nicht zerstören, sondern aufbauen
sollen – eben mit sprachlichen Mitteln der übertreibung oder der unfreiwilligen
Komik, nie aber verletzend oder demütigend. Wer sein Glück in der Nähe zu Gott
gefunden hat oder noch sucht, wird lernen, dass es nur in der Nähe zu anderen
Menschen zu finden ist. Dass ich mich zu Gott halte, soll mich nicht von
Menschen trennen, sondern im Gegenteil mit ihnen verbinden. So entsteht, so
wächst Gemeinschaft, in der sich viele über Gottes Güte freuen können und
lernen, in der Nähe zu ihm ihr Glück zu finden und zuversichtlich zu
leben.
Reinhold Kalden (*1946) war von 1978 bis 1984 Pfarrer der 3. Pfarrstelle
Wolfhagen-Leckringhausen. 1984 wurde er zum Dekan des Kirchenkreises
Fulda und 2000 zum Propst des Sprengels Kassel berufen. Propst i. R.
Kalden lebt im Ruhestand in Melsungen.