Willkommen?
Willkommen!
Diakonieforum zur Flüchtlingsarbeit
Die Flüchtlingsarbeit gehört in den Kirchengemeinden
der Region Wolfhagen längst zum Tagesgeschäft. Die Kirchengemeinden haben sich
der Herausforderung angenommen und gestalten die Willkommenskultur der
Asylsuchenden aktiv mit. Für Familien wurden Wohnungen gefunden und in der
Pommernanlage werden verschiedene Angebote gemacht – vom Deutschunterricht bis
zum Fußballspielen.
Da war es nur sinnvoll, dass sich das Diakonische Werk
Hofgeismar-Wolfhagen auch dieser Thematik annimmt. Das jährlich stattfindende
Diakonieforum fand am Freitagabend unter dem Motto „Willkommen?“
statt. Und: Der große Saal des Gemeindezentrums war übervoll und die
Mikrofonanlage streikte. Kirche und Lautsprecher scheinen Dinge zu sein, die nur
schwer zusammen passen.
Problem der Unterernährung
Mehr als 100 Personen aus der Region ließen sich
informieren und tauschten sich aus. Pfarrer Kai Scheiding (Ehringen) moderierte
die Veranstaltung. Er ist Vorsitzender des Diakonieausschusses der Kreissynode
Wolfhagen. Dr. Christine Ochwadt, medizinische Koordinatorin bei “ ärzte
ohne Grenzen“, berichtete zunächst eindrücklich über ihre Erfahrungen im
Südsudan und erinnerte daran, dass mehr als 80 % der Flüchtlinge in
Entwicklungsländern aufgenommen würden. Sie unterstrich, dass Flüchtlinge neben
der lebensnotwendige Nahrung vor allem Sicherheit brauchten. In vielen Ländern
habe man stark mit dem Problem der Unterernährung zu kämpfen.
Erfolgsgeschichte
Jörg Roßberg, Fachbereichsleiter für Soziales im
Landkreis Kassel, berichtete von einem erheblichen Anstieg der Flüchtlingszahlen
in den Jahren seit 1995. Als eine Wohltat bezeichnete er die Aktionen der
freiwilligen Helfer in der Wolfhager Flüchtlingsarbeit. Die Wolfhager Arbeit sei
eine Prototyparbeit auch für andere Regionen des Landkreises. Er wies auf die
besonderen Aufgaben des Landkreises und auf die Notwendigkeit begleitender
Maßnahmen durch ehrenamtliche Mitarbeiter hin. Was in Wolfhagen geschehe, würde
vom Landkreis als eine Erfolgsgeschichte angesehen.
Netter als manche Deutsche
In vier verschiedenen Arbeitsgruppen beschäftigten
sich die Teilnehmer des Diakonieforums dann mit den verschiedenen Auswirkungen
der Flüchtlingsarbeit. In der Arbeitsgruppe „Unterkunft“ wurde
deutlich gemacht, dass für das gute Gelingen in der Pommernanlage die
ehrenamtlichen Mitarbeiter unerlässlich sind. Alle Bewohner der Pommernanlage
seien sehr höflich, viel netter, als manche Deutsche. Es sei wichtig, positiv
über die Flüchtlinge zu sprechen. Dies erhöhe die Akzeptanz in Wolfhagen.
Wut über fehlenden Finanzausgleich
In der Arbeitsgruppe „Politik“ (moderiert
von Pfarrer Kai Scheiding aus Ehringen) wurde die dringende Bitte an den
Landkreis gerichtet, die ehrenamtlichen Möglichkeiten nicht durch weitere
Belegung der Pommernanlage zu überfordern. Jörg Rosberg machte deutlich, dass
der Landkreis alles tun werde, dies zu verhindern. Wut wurde in der
Arbeitsgruppe deutlich über den fehlenden Finanzausgleich durch das Land. Vom
ökumenischen Arbeitskreis werden die Flüchtlinge nicht (nur) als Last, sondern
auch als Chance angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland
angesehen. Bundesweit gebe es fehlende Konzepte. Die Vernetzung mit anderen
Institutionen und die Beratung und Begleitung von Ehrenamtlichen sei unbedingt
erforderlich.
Sicherheit erforderlich
In der Arbeitsgruppe „Traumata“ (moderiert
von Pfarrerin Stefanie Knüppel aus Elbenberg) wurde auf posttraumatische
Belastungsstörungen hingewiesen, die Flüchtlinge mitbringen. Eine gute
Beziehung, zuhören, in Kontakt sein und das Respektieren von Grenzen sei in
diesem Zusammenhang unerlässlich. Ganz wichtig sei es auch, dass die Flüchtlinge
eine gewisse Sicherheit, also keine Angst vor einer Abschiebung, brauchen. Dr.
Silke Schmied, Fachärztin für Psychiatrie und Psychologie gab in dieser
Arbeitsgruppe wertvolle Hinweise.
Dank für Unterstützung
Die Arbeitsgruppe „Innenansicht“ (moderiert
von Angelika Vialon vom Diakonischen Werk) beschäftigte sich mit der Frage, wie
Flüchtlinge uns und unser Land erleben. Afshin Abdollahi, Maryam Zarmehr und Ali
Nemati aus dem Iran berichteten voller Dank über die gewährte Unterstützung und
über die freundliche Aufnahme in Deutschland. Ursula Muth als ehrenamtliche
Begleiterin gestaltete diese Arbeitsgruppe.
Auf einem guten Weg
In allen Arbeitsgruppen wurde sehr intensiv gearbeitet
und man hatte den Eindruck, dass man noch viel länger hätte weiter arbeiten
können. Wichtig war an diesem Abend aber auch, dass Begegnungsmöglichkeiten
eröffnet waren. Viele Bewohner aus der Pommernanlage, vor allem aus Somalia,
waren ins Gemeindezentrum gekommen. Wer diesen Abend miterlebt hat, wird
bestätigen, dass die Integration ausländischer Mitbürger auf einem guten Weg
ist. Afshin Abdollahi und Maryam Zarmehr sangen zum Abschluss Frühlingslieder
aus ihrer iranischen Heimat. Heftiger Applaus dafür war der Dank für einen
insgesamt eindrücklichen und vom Team des Diakonischen Werkes und des
Diakonieausschusses hervorragend vorbereiteten Abends.
Dr. Christine Ochwadt berichtete über ihren Dienst bei „ärzte
ohne Grenzen“.
Jörg Roßberg vom Landkris Kassel erläuterte die politischen
Rahmenbedingungen im Bund und im Landkreis Kassel.
Ursula Muth referierte in der Arbeitsgruppe „Innenansicht“
und behandelte die Frage: Wie erleben Flüchtlinge uns und unser Land?
Maryam Zarmehr aus dem Iran berichtet über ihre besondere Situation
als Asylbewerberin.
Dr. Silke Schmied aus Kassel, Fachärztin für Psychiatrie und
Psychotherapie stand Rede und Antwort zu Fragen zum Umgang mit Menschen, die
traumatische Erfahrungen gehabt haben.
Um das Leben in der Pommernanlage ging es in der Arbeitsgruppe
„Unterkunft“. Hans-Joachim Ullrich (rechts), Sozialarbeiter in der
Betreuung der Flüchtlinge, stand Rede und Antwort. Wenn es erforderlich war,
übersetzte Hassan Ben Mansour (links) aus dem Arabischen.
Torsten Fiege, Kreisjugendreferent des Kirchenkreises Wolfhagen, und
Ali Nemati aus dem Iran, lösen über die moderne Technik ein wichtiges
Problem.
Afshin Abdollahi aus dem Iran möchte bei der Wolfhager Tafel
mitarbeiten. Mit Hassan Ben Mansour, einem „alten Hasen“, bespricht er
das weitere Vorgehen.
Aufmerksam nimmt das Publikum Anteil an der Veranstaltung.
Pfarrer Kai Scheiding, der Vorsitzende des Diakonieausschusses der
Wolfhager Kreissynode, im Gespräch mit dem Referenten Jörg Roßberg.
Maryam Zarmehr und Afshin Abdollahi singen zum Schluss der
Veranstaltung zwei Frühlingslieder aus ihrer iranischen Heimat.
Zum Schluss bedankt sich Angelika Vialon vom Diakonischen Werk bei
den Ehrenamtlichen, die diesen Abend mit vorbereitet haben.