Trotz Verschiedenheit
vereint
Rajmond Eckenberger
über Pfarrgemeinderat, Ministrantendienst und
Pfadfinder
Wir setzen unsere Serie fort mit Rajmond Eckenberger. Er ist seit Oktober
2011 Sprecher des Pfarrgemeinderates der katholischen Kirchengemeinde Sankt
Maria.
Die Mitwirkung im Gottesdienst und die Pfadfinderarbeit sind
Schwerpunkte Ihrer Arbeit in der Pfarrgemeinde Sankt Maria. Man erlebt
Sie im Gottesdienst als sehr konzentriert und engagiert? Stimmt das? Und
welches sind Ihre Aufgaben?
Das stimmt! Ich finde der Gottesdienst ist ein zentrales christliches
Geschehen, bei dem man die Nähe Gottes spüren kann. Jede Woche kommen
verschiedene Menschen am Sonntag zusammen, um gemeinsam in Jesu Namen
den Gottesdienst zu feiern. Damit ist man trotz aller Verschiedenheit
vereint und spürt in dieser Gemeinschaft (Kommunio) die Wirklichkeit
Gottes.
Damit die Eucharistie als Zeichen dieser Nähe Gottes von der Gemeinde
wahrgenommen und gewürdigt wird, unterstütze ich gemeinsam mit den
Ministranten und dem Küster den Pfarrer bei der Liturgie. Hierzu gehören
beispielsweise das Zubereiten des Altares mit Hostien, Wein und Wasser,
das Schellen an bestimmten Stellen, das Schwenken des Weihrauchfasses
oder das Halten des Messbuchs und des Mikrofons. Das Schöne dabei ist,
dass diese würdevollen Aufgaben auch schon von den Kleinsten übernommen
werden können. Diesen besonderen Dienst führen bei uns die Ministranten
aus, die meist nach der Erstkommunion damit beginnen. Wie bei jedem
Teamsport kommt es auch in der Liturgie darauf an, dass man die Aufgaben
gemeinsam nach bestimmtem Ablauf erfüllt. Ich nehme dann meist eine
ähnliche Position wie der Libero beim Fußballspiel ein, indem ich mich
meist dezent in der Nähe vom Pfarrer zurückhalte, bei Bedarf aber
schnell eingreifen kann.
Zu den Ministranten. Wieviele gibt es in der Pfarrgemeinde? Gibt es
Nachwuchsprobleme? Und: Stören sich welche daran, dass Mädchen
mitmachen?
Wir haben zurzeit ca. zehn Ministranten, wobei drei davon schon
volljährig sind und sich im Studium befinden bzw. arbeitstätig sind.
Natürlich haben auch wir mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Vor etwa zehn
Jahren waren wir mal fast dreimal so viel. Gerade sind wir dabei ein
neues Leitungsteam zusammenzustellen und hoffen, dass es uns gelingt
wieder mehr Kinder und Jugendliche für diesen schönen Dienst
anzusprechen. Ob sich jemand daran stört, dass Mädchen mitmachen? Ohne
Mädchen würde es bei uns überhaupt nicht laufen! Dass das Geschlecht
keine Rolle spielt, sieht man vor allem auch daran, dass das neue
Leitungsteam aus zwei Mädchen besteht. An dieser Stelle möchte ich mich
bei allen Minis für ihre tolle Arbeit bedanken.
Rajmond Eckenberger (hinten links) mit einer Gruppe von Pfadfindern.
Die Pfadfinderarbeit in St. Maria, im Stamm St. Heimerad, ist gut
aufgestellt. Wie oft treffen sich die einzelnen Gruppen und was sind die
Schwerpunkte der Arbeit?
“Doch der wahre Weg, Glück zu erlangen, besteht darin, andere Menschen
glücklich zu machen. Versucht, die Welt ein bisschen besser
zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.” Diesen Satz hat
Baden-Powell, der Begründer der Pfadfinderbewegung, kurz vor seinem Tod
1941 an seine Pfadfinder in einem Brief geschrieben. Bis heute bestimmt
dieser Satz die Pfadfinderarbeit auf der ganzen Welt. In unseren
Gruppenstunden, die immer donnerstags von 16:00-17:00 Uhr für Wölflinge
und 17:00-18:00 für Jungpfadfinder stattfinden, versuchen wir dem Satz
von Baden Powell gerecht zu werden. Dabei steht immer die Methode
“Learning by Doing” (Lernen durch Tun) im Vordergrund.
Durch das handlungs- und erfahrungsorientierte Lernen sollen die Kinder
und Jugendlich Verantwortung für sich, die Mitmenschen und Gott
übernehmen. Indem die Kinder in der Gruppenstunde beispielsweise ein
Insektenhotel bauen, bewahren sie sowohl die Schöpfung Gottes als auch
die Nachhaltigkeit der eigenen und unser aller Umwelt.
Der Pfarrgemeinderat ist das Leitungsgremium der Kirchengemeinde.
Welche Fragen werden dort erörtert? Was ist Ihre Aufgabe als Sprecher?
Und: Gibt es auch Kontakte zum Kirchenvorstand?
Im Pfarrgemeinderat diskutieren wir oft über aktuelle Geschehnisse
rund um unsere Kirchengemeinde. Hierzu gehören beispielsweise die
Gestaltung von Hochfesten wie z.B. Weihnachten, Ostern, Pfingsten,
Fronleichnam usw., die Planung unseres Gemeindefestes, die aktuelle
Situation in der Gemeinde und die Anliegen unserer Gemeindemitglieder.
Aber auch übergreifende Themen wie “moderne Glaubensvermittlung”,
Zusammenarbeit von Schule und Kirche, Jugendarbeit, Seniorenarbeit,
Freizeit, Ehrenamt, Fortbildung usw. stehen auf der Tagesordnung.
Als Sprecher des Pfarrgemeinderates leite ich unsere Sitzungen, sorge
für den Austausch mit dem Verwaltungsrat, dem Pastoralverbundsrat und
bin nach dem Pfarrer und Gemeindeferenten das Bindeglied für die Diözese
Fulda. Das Wichtigste ist aber meiner Meinung nach der unkonventionelle,
persönliche Kontakt zu den Gemeindemitgliedern vor Ort mit all ihren
Sorgen, Nöten und den schönen Seiten des Lebens.
Die Kontakte zum Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde
laufen überwiegend über zwei Familien, die die ökumene leben. Ansonsten
sind es meist zufällige Begegnungen auf verschiedenen Veranstaltungen,
bei denen man ins Gespräch kommt. Aber auch ökumenische Veranstaltungen,
wie z.B. die Friedenslichtaktion, Sternsingeraktion, ökumenische
Gemeindefeste, ökumenisches Pfingstfest und das gemeinsame Gemeindeblatt
eröffnen Möglichkeiten des gemeinsamen Gesprächs.
Herr Eckenberger, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen
noch eine schöne Sommerzeit.
Das Gespräch mit Rajmond Eckenberger führte für die Redaktion der Homepage
Günther Dreisbach. Am Mittwoch setzen wir unsere Interviewreihe fort mit dem
Gespräch mit Günther Dreisbach, der von Ursula Muth interviewt wird. – Wenn
auch Sie bei unserer „Sommerlochserie“ mitmachen möchten, melden
Sie sich bei Günther Dreisbach: dreiswolf@gmx.de.