Lux aeterna – Premiere!


300 Mitwirkende – das Publikum ist beeindruckt

Welch eine Idee, die Lesetexte der letzten Sonntage des Kirchenjahres
zu einem Musical werden zu lassen und das in dem Wolfhager gotischen Kirchenbau
aufzuführen!

Bühnenbild, Beleuchtung, Choraufstellungen, Instrumentalgruppen – sie
alle sind auf den Kirchenbau ausgerichtet, insbesondere der Chorraum prägt die
Aufführung, seine Gestaltung ist der künstlerische Höhepunkt. Das Publikum ist
neu beeindruckt von den gotischen Fensterbögen und Säulen, die möglicherweise
lange nicht so im Blick waren. Hier haben sie wieder die ursprüngliche Funktion,
sie weisen nach oben, sie wollen den Weg zum Himmelreich zeigen. Und das wird
ganz besonders unterstützt durch die unglaubliche Technik, das zentrale
Chorfenster mit dem Abendmahlmotiv von außen anzustrahlen. Schon zu Beginn
leuchtet der obere “himmlische” Fensterabschluss auf, am Ende erscheint dann das
ganze Abendmahlsfenster, und die Musicalbesucher müssen den Eindruck haben, sie
säßen alle miteinander an diesem versöhnenden Abendmahlstisch.


Nicht enttäuscht

Gestern war Premiere, und es blieben Bänke leer, obwohl Stadtgespräch
war, dass sich hier etwas ganz Außergewöhnliches entwickelt. Die Besucher wurden
nicht enttäuscht, für jeden war etwas dabei: Originale Bibeltexte, vertonte
Lesungen mit faszinierenden Darstellern und Musikern, und es gab die Szenen, die
die Botschaft erdeten und ein Wolfhager Publikum köstlich amüsierten, weil das
Personal gut wiedererkannt wurde.

Lux aeterna luce nobis, die Sehnsucht nach dem göttlichen Licht, die
Jesaja formulierte, eröffnet und schließt das Stück. Es beginnt mit einem langen
Orgelton, allmählich baut sich der Klang von der Empore aus auf, während die
Chöre einziehen, sich im Kirchenraum aufbauen. Alle in Schwarz gekleidet,
bevölkern sie den Kirchenraum.


Geniale Technik

Die sieben Tage der Schöpfung gliedern den Abend. Günther Dreisbach
liest mit seiner ruhigen, gut verständlichen Stimme, die den animierten
Musicalteilen den nötigen Ernst gegenüberstellt. Am Ende jeder Lesung wird ein
Bild eingeblendet, das der Künstler Thomas Böhlke jeweils aus Hunderten Fotos
zusammengesetzt hat, sie visualisieren den Inhalt des Textes. Die Trennwand zum
Chorraum ist eine geniale Technik, die das Projizieren von Bildern ermöglicht,
die aber auch den theologischen Teil deutlich von den Alltagsszenen
unterscheidet. Angenehm, dass die Bilder den Beginn der Szenen überdauern und
den Zuschauer über Verbindungen nachdenken lässt.


Angenehm kurzweilig

Jede Szene übersetzt eine Sonntagslesung in die heutige Zeit. Die
Darsteller sind gut zu verstehen und verkörperen ihre Rollen souverän, so dass
das Spiel im Fluss bleibt. Inhaltlich unterhaltsam und kurzweilig, freuen sich
die Zuhörer über manchen guten Bekannten dort auf der Bühne. Die Kostümierung
macht die Zugehörigkeit der Schauspielgruppen transparent und die Zuordnung der
Personen leicht: Da sind die Kirchenfrauen in roten Schürzen, die eifrig putzen,
aufbauen, aber auch auf Zampanetti warten, eine Werbeaktion, die man als heutige
Strategie gut kennt. Angenehm kurzweilig, wenn eine zusammenhängende Geschichte
erkennbar wird, und die durchlaufende Werbeaktion durchaus Spannung erzeugt. Die
Kirchenfrauen sind es auch, die für Personen mit besonderen Problemen
Lösungsformeln anbieten, die sie bei eingefrorener Szene singen, die aber auch
als Text an den Seitensäulen erscheinen, so dass schließlich der letzte Besucher
diese guten Ratschläge verstehen muss.


Meistens erfolgreich

Eine andere Gruppe sind die Jubiläumskonfirmanden, die ihr Fest
vorbereiten und dabei ein wenig Vergangenheitsbewältigung betreiben. Zentral ist
die Figur des Karl-Heinz Mustermann, faszinierend von Gerd Bechtel in Szene
gesetzt. Viele andere wären zu nennen.

Jede Szene spitzt sich auf ein Laster und seinen Vertreter bzw. seine
Vertreterin zu. Als Mahnung kommt engelhaften Wesen, dargestellt durch ein
weißgekleidetes blondes Kind, das von blauem Licht umgeben wird. Der Zuschauer
versteht es als Transzendenz, hier wirkt der Heilige Geist – und meistens
erfolgreich.


Schwarze und weiße Schafe

Das Finale lässt schließlich den Vorhang fallen, der Chorraum wird
frei sichtbar, wir sehen die Chöre in zwei Gruppen sitzen, links die schwarzen
(Schafe), rechts die weißen. Das Kind bewegt zum Finden der richtigen Position,
zum Fallenlassen der schwarzen Kapuzen, der Masken, zum Aufziehen von weißen
Tüchern. Schließlich entsteht ein Bild von einer riesigen Gruppe Nonnen und
Mönche, aber auch die Beteiligten aller Szenen gesellen sich hinzu zum
gemeinsamen Platz beim Abendmahl unter dem erleuchteten Abendmahlsfenster. Die
Musik ist tragend die Vorstellung.

Dieses Ende bewegt die Musicalbesucher besonders, es entsteht Raunen
im Kirchenraum, der Eindruck ist phänomenal.


Gern noch mehr

Phänomenal ist auch die Anzahl der Mitwirkenden von Kindern bis zu
Senioren, die in den Chören mitsingen. Es gibt zwei Tanzgruppen, die in
passenden geschickten Bewegungen die Zuschauer in ihren Bann zieht. Ein
Höhepunkt ist die Darstellung von Adam und Eva als Schattenbild. Eine
Trommelgruppe setzt einen besonderen Akzent, von ihr hätte man gern noch mehr
gehört.

Das Orchester ist vielseitig besetzt, reagiert schnell, spielt
transparent und unterstützt angenehm die Sängerinnen und Sänger, von denen die
Soli von Tabea Henkelmann besonders beeindrucken.


Versiertes Technikteam

Die große Zahl der Mitwirkenden im Hintergrund macht ein schnelles
Aufeinanderfolgen der Musicalteile möglich. Ein versiertes Technikteam sorgt für
Licht und Ton, viele Menschen haben an den Kulissen gebaut. Es wurden ein
Unmenge von herrlichen Kostümen genäht und angepasst – wie viele Stunden werden
wohl an den Nähmaschinen verbracht worden sein? Besonders die Tiere werden in
Erinnerung bleiben.

Simone und Bernd Geiersbach haben ein großes, ökumenisches Werk
vorgestellt, das protestantische und katholische Elemente verbindet. Viel Ideen
wurden in aufopferungsvoller Arbeit entwickelt und umgesetzt. Ein Konzept, das
an die 300 Menschen aus dem Wolfhager Land zur Mitarbeit animiert hat. Den
beiden gilt der Dank der Kirchengemeinden.


Gebrauchsspuren bleiben

Schließlich ist die Pflege des Kirchenraumes ist auch nicht zu
unterschätzen, die in diesen Tagen von vielen Ehrenamtlichen getragen wird.
Sicher werden Gebrauchsspuren bleiben. Sie werden uns immer wieder an dieses
geniale Musical erinnern und zeigen, dass die alte Botschaft fähig ist, so viele
Menschen auch im Jahre 2014 in der Wolfhager Stadtkirche zu versammeln.

So ein erster Bericht kann leider nicht auf Einzelleistungen eingehen
und vor allem nicht die Symbolik und Vielschichtigkeit erklären, die da zu
entdecken sind. Das sollen die Gottesdienste der nächsten Wochen leisten, die
jeweils einen Lesetext bedenken. Wie in der heutigen Didaktik haben sich den
Mitwirkenden, Besucherinnen und Besuchern
viele Fragen gestellt, nun sind sie motiviert, daran zu arbeiten.

PS 1: Renate Dreisbach hat von ihrem Platz in der ersten Reihe eine kleine
Fotostrecke bereitgestellt.


PS 2: Auch an diesem Wochenende gibt es noch einmal eine
Aufführung: Heute Abend um 18 Uhr. Und auch die neue Woche
beginnt am Sonntag mit Lux Aeterna: Zunächst mit einer
Musicalszene im Gottesdienst um 10 Uhr und dann mit der
Gesamtaufführung um 17 Uhr.