Weise mir, Herr, deinen Weg;
ich will ihn gehen in Treue zu
dir.



Ps 86,11

Der Monatsspruch für den Monat Januar ist ein Gebet. Ein Gebet in
Bedrängnis. Der Beter dieses Psalms sieht sich in Todesgefahr. Er fühlt sich
von seinen Feinden verfolgt. Und nachdem er das alles Gott geklagt hat,
preist er den unvergleichlichen Gott Israels, der seinem Volk Wunder tut.
Und daraus schöpft er die Zuversicht, dass das auch in seinem Fall so sein
wird. Dass Gott ihn aus der Todesgefahr herausreißen wird. Darum kann er
bitten »Weise mir, Herr, deinen Weg«. Und dann kann er bekennen: »Ich will
ihn gehen in Treue zu dir.«

Es geht nicht um irgendeinen Weg, der möglichst bequem ist. Am Anfang des
Jahres denken viele von uns nach über die Wege des neuen Jahres. Wohin
werden sie führen? Bleiben uns große Krankheiten erspart? Bleibt uns
erspart, was man die Katastrophen des Lebens nennt? Wir wissen es nicht. –
Für manche in unserer Gemeinde führt der Weg des Jahres in die Ewigkeit. Wir
machen uns als Christinnen und Christen da nichts vor. Im Gottesdienst am
Ewigkeitssonntag wird wieder eine lange Liste von Namen genannt werden.
Menschen aus unserer Gemeinde hat Gott zu sich gerufen. Ja, so sagen wir es:
»zu sich gerufen«. – Für manche von uns bringt das Jahr berufliche oder
andere persönliche Veränderungen mit sich. Und sie fragen: Welche Aufgabe
hat Gott für mich bereit? Das ist ja manchmal nicht einfach zu hören. Da
braucht man Freunde, die einem helfen, die Botschaft des Glaubens richtig zu
verstehen. »Weise mir, Herr, deinen Weg«, das kann in allen Situationen des
Lebens die richtige Bitte sein.


Der Psalmbeter bekennt dann: »Ich will ihn gehen in Treue zu
dir.« Er nimmt den Weg an, den Gott bestimmt hat. Er vertraut Gott. Gott
meint es gut mit ihm. Er weiß: Gott kann ihm helfen. Er weiß auch: Gott
führt mich manchmal durch ein dunkles Tal. Und er erinnert sich vielleicht
daran, dass das Leben wie ein Tunnel erscheint. Alles ist dunkel. Und es
gibt lange Tunnel. Wir wissen das alle. Aber am Ende des Tunnels wird es
hell. Nun wird die Helligkeit verschieden ausgelegt: Das ist so bei einem
Tunnel; das ist Zufall. Wir Christen sehen das als ein Bild: Das Licht am
Ende des Tunnels ist ein Zeichen der Ewigkeit. Nach dem Dunkel der Nacht
kommt ein neuer Morgen. »Morgenglanz der Ewigkeit« singen wir manchmal. Das
hilft uns. Das lässt uns getrost die Wege des Jahres gehen. Uns alle. Und
den Bundespräsidenten übrigens auch.



Prädikant Günther Dreisbach [dreiswolf@gmx.de]

Günther Dreisbach

Günther Dreisbach (61) ist hauptberuflich
als Mitarbeiter
im Landeskirchenamt
in Kassel beschäftigt.
In der
Evangelischen Kirchengemeinde
arbeitet er u. a. ehrenamtlich als
Prädikant.