Monatsspruch März 2012


“Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen
zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für
viele.” (Markus 10,45)

Unserem Monatsspruch geht eine Begebenheit im Neuen Testament voraus,
deren Thema “Vom Herrschen und Dienen” – so die Kapitelüberschrift im
Markus-Evangelium – gut in unsere Gegenwart passt. Untergebene wollen durch
Beziehung eine bessere Position bekommen. Mit Nachdruck wird die Forderung
erhoben, gegenüber anderen bevorzugt zu werden. So jedenfalls stellt der
Evangelist die Situation zwischen den ehrgeizigen Brüdern Jakobus und Johannes
und ihrem “Chef” Jesus dar. Beide Jünger wollen in Zukunft etwas werden. Sie
denken dabei wie viele Anhänger Jesu an eine steile politische Karriere ihres
Anführers. Ihr Ziel ist die Schaltzentrale der Macht, sobald ihr Meister si e
dank seiner besonderen Fähigkeiten und seiner himmlischen Berufung erobert hat.
Schließlich haben sie für ihren Meister alles aufgegeben und seinetwegen bisher
viel entbehrt. Die Jünger warten deshalb auf eine baldige Belohnung für ihre
gehorsame Nachfolge.

Und wie reagiert Jesus darauf? Eigentlich müsste er ja empört und
ärgerlich sein. Doch nichts dergleichen. Jesus sagt ihnen zwar zu, dass sie auf
seinem Wege weiter mitgehen können. Aber die gewünschte hohe Position in seinem
neuen Reich kann er ihnen nicht versprechen. Solche ämterverteilung wird Gott
selbst vornehmen.

“Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen,
sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.” – Jesus
zeigt in diesem Satz seine tiefe Demut. Ihm geht es niemals um Herrschaft und
Machtausübung. Er kehrt alle bisherigen Regeln um und lädt seine Jünger dazu
ein, es ihm gleich zu tun. Jesus will nicht mit Gewalt gebieten wie die
weltlichen Herren, sondern allen, die ihm nachfolgen, dienen und ihnen in Liebe
nah sein. Hilfe und Hingabe statt Macht, Diakonie statt Tyrannei.

Mit Jesus selbst hat das Dienen und Dasein für andere begonnen. Aus
Dankbarkeit sollen wir es ihm nachtun und – Jesus vor Augen – freiwillig und
fröhlich dienen. Dienen heißt, den unteren Weg zu wählen. In einer Welt, in der
es immer mehr um Ranking geht und darum, wer den besten Platz einnimmt, ist das
nicht leicht. Es geht in vielen Bereichen darum, wer der Beste, Schnellste und
Beliebteste ist. Wenn wir uns dafür entscheiden, unseren Mitmenschen dienen zu
wollen, begeben wir uns freiwillig auf den letzten Platz im Ranking.

Pfarrer Hans Jürgen Basteck
Pfarrer Hans Jürgen Basteck ist seit 2004 Pfarrer der 2.
Pfarrstelle Wolfhagen und Geschäftsführender Pfarrer der Evangelischen
Kirchengemeinde Wolfhagen.