itarJubiläumsbild

Die Liturgen und die Geehrten des Festgottesdienstes stellten sich
nach dem Gottesdienst zum Gruppenfoto vor dem Altar der Stadtkirche auf.


Hört mir doch endlich mal zu!


50 Jahre Stiftung Altersheim mit Jubiläumsgottesdienst

Mit einem feierlichen Gottesdienst beging die Stiftung Altersheim am
heutigen drittletzten Sonntag des Kirchenjahres zum 50. Mal ihr Jahresfest. Und
weil es ein besonderes Fest war, wurde der Gottesdienst nicht im Andachtsraum
des Altersheimes gefeiert sondern als Kirchspielgottesdienst in der Stadtkirche.
Die Kirchengemeinden Wolfhagen und Leckringhausen hatten eingeladen.

Die am Gottesdienst beteiligten liturgischen Laien saßen schon auf
ihren Plätzen, als die Geistlichkeit feierlich in die Kirche einzog: Pfarrerin
Birgit Basteck, Pfarrer Horst Rühl und Dekan Dr. Gernot Gerlach. Kantor Bernd
Geiersbach spielte ein Präludium und der Seniorenchor sang »Tut mir auf die
schöne Pforte«. Dann bat die Gemeinde um den heiligen Geist und der Dekan
eröffnete den Gottesdienst.


Gott geht den Menschen werbend nach

Bei der Eingangsliturgie waren auch Mitarbeiter des Altersheimes
beteiligt. Pfarrer Horst Rühl, der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen,
predigte – abweichend vom vorgeschriebenen Predigttext des Sonntags – über das
Festmotto »Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin«. Wortgewaltig begann er:
»Achtung! Werbung! Aufpassen! Hört mir doch endlich mal zu!« Gott gehe den
Menschen werbend nach, meinte er. Das sei im übrigen ein wesentlicher Teil von
Martin Luthers reformatorischer Erkenntnis. Dann fragte er, welche Götzenbilder
wir in uns tragen und nannte als einen die Marktwirtschaft, die nicht mehr frei
und sozial sei. Die freie Marktwirtschaft habe das Land zwar zu dem gemacht, was
es sei, habe zu breitem Wohlstand beigetragen, die Schere zwischen Arm und Reich
gehe aber immer weiter auseinander. Keiner tue etwas dagegen. Es scheine, als
fänden sich alle damit ab.


Mehr Lohn für Pflegende

Dann ging er auf die Situation des Altersheimes ein und forderte, das
Pflegende aus der engen Vertaktung ihrer Arbeit herauskommen müssten. Sie
brauchten eine Lobby, die sich für sie einsetze. Sie täten eine diakonische
Arbeit mit hoher Qualifiktion. Jeden Tag ziehe er seinen Hut vor diesen
Menschen. Solche Arbeit verdiene auch einen gerechten Lohn. Pflegende müssten
mehr bekommen, als sie momentan verdienen. Er forderte einen Einsatz für einen
fairen und besseren Lohn.


Eine blöde Anstrengung

Im zweiten Teil seiner Predigt kam Pfarrer Rühl auf die Menschenwürde
zu sprechen. Sie gelte allen Menschen, auch Kindern und alten Menschen, die
Hilfe benötigen, denen aber in besonderer Weise. Wer kann ohne Zuwendung
bleiben? Wer kann ohne Liebe bleiben? Die ständig zur Schau getragene
Selbständigkeit sei ein verführerischer Götze. Unselbständigkeit gehöre zum
Leben dazu. Menschsein mache die unantastbare Würde aus. »Was wäre das für eine
blöde Anstrengung, sich ständig selbst zu verwirklichen?«, fragte er. Dann
berichtete er über seine eigenen Erfahrungen als Altenseelsorger und von einer
Frau, die zu ihm gesagt habe: »Wissen Sie, Herr Rühl, das schöne am Alter ist,
dass ich zufrieden bin.« Nicht nur die Gebrechlichkeit, sondern auch der Schatz
der Weisheit wohne in einem Pflegeheim.


Diakonisches Profil

Schließlich dankte er dem Geburtstagskind Altersheim für die klare
evangelische Ausrichtung des Hauses und für das menschlich zugewandte
diakonische Profil. So würde erreicht, dass Menschen gehalten, gehoben und
getragen werden. Dann wurde das Themenlied des Tages gesungen: »Ja, ich will
euch tragen« und Pfarrer Rühl verlieh das »Goldene Kronenkreuz«, die höchste
Auszeichnung des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland, an
fünf Mitarbeiterinnen des Hauses. Die steckt er, wie er sagte, normalerweise ans
Revers, bei Frauen mache er das aber nicht. Er bezeichnete die fünf
Mitarbeiterinnen Heidi Geitz, Margarete Schuldes, Marion Gunkel, Erika Wölk und
Silke Urtlauf als ein Geschenk Gottes für die Welt und für die Gesellschaft. 25
Jahre und länger seien sie im Dienst der Diakonie.


Fast 300 € für den Sinnespfad

Mit Gebet und Segen und einer mit 291,51 € kräftigen Kollekte
für einen Sinnespfad im Altersheim endete der Gottesdienst, dem sich ein Empfang
mit Kaffee, Tee und Brezeln im hinteren Bereich der Kirche anschloss.
Geschäftsführer Peter Grunwald dankte dem Kirchenvorstand herzlich dafür, dass
er die Kollekte des Sonntag für diesen besonderen Zweck beschlossen habe.

Seelsorgerin und Geschäftsführer: Pfarrerin Birgit Basteck und Peter
Grunwald.

Geschäftsführer Grunwald (rechts) im Gespräch mit
Mitarbeitern.

Alte Wolfhager im Gespräch: Werner Nolte, Erika Abel geborene Lämmer
und Helmut Gunkel

Pfarrer Horst Rühl im Gespräch mit Mitarbeitern des Altersheimes.

Diakoniepfarrer

Agnes von Bürgeln (links) und die beiden Diakoniepfarrer Winfried
Schiel (Wolfhagen) und Gerd Bechtel (Kassel).

Das Fest ist aus. Die Fahne wird wieder eingeholt. Dirk Pöckler
(unten) und Werner Ranft (oben) erledigen das.