Hat Gott Hände?
Gott hat Hände!
Das war ein fröhlicher Gottesdienst, den die Kirchengemeinde heute früh im Kulturzelt feierte. Es hat Tradition, dass die Kirchengemeinde einmal im Jahr die Stadtkirche Stadtkirche sein lässt und auf Einladung der Verantwortlichen des Kulturzeltes ihren Gottesdienst ins Kulturzelt in die Teichwiesen verlegt. Und der wird dann immer als Familiengottesdienst gefeiert. Die Kirchenvorsteher transportieren die liturgischen Geräte – Kreuz – Bibel – Kerzenständer – Blumen – von der Stadtkirche ins Zelt und traditionell wirken auch immer der Kinderchor der Gemeinde unter der Leitung von Norah Tanneberger, Jugendmitarbeiterin Roswitha Pergande-Reßler mit ihrem eingespielten Team und ein Pfarrer mit. Aber auf den musste man heute verzichten – zunächst.
Roswitha Pergande-Reßler fragte nach einem Pfarrer im Zelt, weil Katharina Ufholz noch zum »Konfi-Camp« unterwegs war, und der Dekan auch, also: Was tun? Dann meldete sich der frühere Wolfhager Gemeindepfarrer Gerd Bechtel. Der war zwar als Gitarrenspieler eingesetzt, hatte aber »rein zufällig« seinen Talar dabei – weil ein Pfarrer offenbar immer in Amtstracht unterwegs ist. Den zog er dann auf offener Bühne ein bisschen umständlich an. Und dann begann der kurzweilige Gottesdienst, der sowohl für die Kinder, wie auch für die Erwachsenen aller Generationen nachdenklich war. Die Gemeindeglieder wurden begleitet von einer kleinen Combo, bei der Gerd Bechtel Gitarre, Bianca Fieseler Trompete und Karsten Mueller Schlagzeug spielten.
Hat Gott Hände? Weil man sich das nicht vorstellen kann, weil man sich auch Gott nicht vorstellen kann, war man sich zunächst unschlüssig. Aber dann erzählte Pfarrer Bechtel eine Geschichte aus der Bibel: von einem Menschen, der zwischen Jerusalem und Jericho unter die Räuber gefallen war. Roswitha Pergande-Reßler fragte immer mal nach und war ganz erstaunt, dass so etwas in der Bibel steht. Aber der Pfarrer erzählte und erzählte: … von den beiden frommen Männern, die den Verletzten sahen, ihn aber liegen ließen; … von dem Ausländer aus Samarien, der dem Verletzten half und ihn versorgte. Und dann machte er deutlich, dass das Gottes Hände sind, die Hände von Menschen, die beherzt zupacken. Und so weiter, und so weiter – dann wurde noch erörtert, was man mit Händen sonst alles noch machen kann, um deutlich zu machen: Gott hat Hände, unsere Hände. Schon in einem Gebet aus dem vierten Jahrhundert heiße es: »Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.« Damit war also die Frage geklärt, ob Gott Hände hat. Dann aber kam Anja Mueller-Opfermann mit einem Kind auf die Bühne und meinte, dass man da doch etwas vergessen habe bei der Erörterung der Frage, was man mit Händen alles machen kann: das Beten. »Ja, ja«, versicherte Pfarrer Bechtel und leitete über zum Fürbittengebet, das von den Mitarbeiterinnen der Kinderkirche gebetet wurde. Mit einem gemeinsamen Segenswunsch, bei dem alle Bewegungen machen durften, endete der Gottesdienst, der den Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben wird.