Ein hochinteressiertes Publikum konnte am heutigen Abend in der Wolfhager Stadtkirche die sehenswerte Ausstellung »Luther und Europa« besuchen. Zur Ausstellungseröffnung waren ca. 70 Interessierte der Einladung der evangelischen Kirchengemeinde und des Regionalmuseums Wolfhager Land gefolgt.

Zu Beginn begrüßte Ursula Muth, die Vorsitzende des Kirchenvorstandes der evangelischen Kirchengemeinde Wolfhagen die Besucher und die Ehrengäste, unter ihnen Regierungspräsident Dr. Walter Lübke (Istha) und Pröpstin Katrin Wienold-Hocke (Obervellmar). Sie lobte die angenehme Zusammenarbeit mit dem Regionalmuseum und den Einsatz des Gemeindefestausschusses unter der Leitung von Helga Kepper.

Kern der Gemeinsamkeit nicht zerstören

Regierungspräsident Dr. Lübke wollte zunächst vor allem vor den Mitgliedern des Regionalmuseums den Hut abziehen. Insbesondere dankte er Lothar Rasch, der erst seit wenigen Wochen das Amt des Vorsitzenden des Museumsvereins übernommen hat. Als Vertreter der weltlichen Macht, als Bürger der Stadt Wolfhagen und als Christ spreche er und sei dankbar, dass er die Ausstellung eröffnen darf. Den Thesenanschlag Luthers bezeichnete Lübke als eine Bildsprache, die man seinerzeit verstanden habe. Die Thesen seien aber nur ein Zwischenschritt auf dem Weg der Reformation gewesen. Der Regierungspräsident kam auch auf die Ökumene zu sprechen und zollte den Kirchen großen Respekt. Er ermahnte die Kirchen, den Kern der Gemeinsamkeit nicht zu zerstören: Glaube, Liebe und Hoffnung. Der Glaube an Jesus Christus sei entscheidend für die Welt. Er wies auch hin auf Repressalien, die Christen in anderen Ländern hinzunehmen hätten. Christen würden oft genug als Zielscheibe benutzt. Und es mache ihn sehr nachdenklich, dass die Christen die größte Gruppe wegen ihres Glaubens Verfolgter in der Welt ausmachten. Er machte Mut, die Gottesdienste zu besuchen und sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen.

»Was soll ich nach dieser reformatorischen Predigt noch sagen?« fragte Pröpstin Katrin Wienold Hocke, die Vertreterin des Bischof im Sprengel Kassel. Eigentlich bliebe da nur noch ein »Amen.« Sie bezeichnete die Reformationsgeschichte als Bildungsgeschichte auf hohem Niveau und wies darauf hin, dass in diesem Jahr nicht Luther gefeiert werde, sondern die Reformation. Überall hätten Frauen und Männer reformatorische Thelogie entwickelt. Sie wünschte der Ausstellung so viele Besucher wie die Aufführung von »Luther« auf der Waldbühne in Niederelsungen.

Lothar Rasch freute sich, dass die Eröffnung der Ausstellung seine erste Amtshandlung als neuer Vorsitzender des Museumsvereins ist. Er dankte den Hausherren Dekan Dr. Gernot Gerlach und Kirchenvorstandsvorsitzender Ursula Muth für die gute Kooperation. Er dankte der Kasseler Sparkasse für die Unterstützung und machte noch einmal deutlich, dass es Sinn mache, dass derzeit in Wolfhagen zwei Ausstellungen zum selben Thema liefen: Im Museum die mit Exponaten aus Luthers Leben und in der Stadtkirche die über Luther in Europa.

Demokratisches Prinzip

Dann führte der Historiker Dr. Dirk Richardt (Homberg) in die Ausstellung ein und machte den Besuchern Mut, sich mit den Tafeln auseinanderzusetzen. Spannend und inhaltreich sei die Reformationsgeschichte. Er lobte das demokratische Prinzip, das die Kirchen im 16. Jahrhundert, beispielsweise durch die Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung aufgebaut hätten. Er habe in seinem Leben die Erfahrung gemacht, dass Kirchengeschichte eine ungeheuer spannende Geschichte sei. Alle hundert Jahre werde die Kirche reformiert. Der Vortrag von Dr. Richart machte Lust, sich die Ausstellung in Ruhe anzusehen. Das ist noch bis zum 28. September während der Öffnungszeiten der Kirche möglich: von 9 bis 18 Uhr.